2016-03-24

Leo Trotzki und die EU

Leo Trotzkis Schrift „Der Krieg und die Internationale“ von 1914 sei angeblich „die erste umfassende Darlegung einer Antikriegspolitik durch einen russischen Sozialisten“ (S. 74) und „soll Präsident Wilson bei der Formulierung seiner ‚Vierzehn Punkte‘ unmittelbar beeinflusst haben“ (S. 74), schreibt Trotzkis Biograf Isaak Deutscher. Hören wir, was Trotzki unter „Antikriegspolitik“ versteht:

„Der Krieg von 1914 bedeutet vor allem die Zertrümmerung des nationalen Staates als eines selbständigen Wirtschaftsgebietes.“ (S. 74) „… der objektive Sinn des Krieges besteht in der Zertrümmerung der gegenwärtigen nationalwirtschaftlichen Zentren im Namen der Weltwirtschaft.“ (S. 75) „Für das Proletariat kann es sich … nicht um die Verteidigung des überlebten nationalen ‚Vaterlandes‘ handeln, …, sondern um die Schaffung eines weit mächtigeren und widerstandsfähigeren Vaterlandes – der republikanischen Vereinigten Staaten Europas als Fundament der Vereinigten Staaten der Welt.“ 

(S. 77) „Der Krieg löst also nicht die Arbeiterfrage …, sondern …, er verschärft diese Frage, indem er die kapitalistische Welt vor die zwei Möglichkeiten stellt: Krieg in Permanenz oder Revolution. … Wir revolutionären Sozialisten wollen den Krieg nicht. Doch wir fürchten ihn auch nicht. … Wir bewahren in dieser höllischen Musik des Todes unser klares Denken, unsern ungetrübten Blick, und fühlen uns als die einzige schöpferische Kraft der Zukunft.“ (S. 82)

(S. 22)

Warum die Trotzkisten mit dem Neoliberalismus so gut harmonieren:


„Trotzkis Argument lautete daher, Russland werde mit der sozialistischen Revolution nur beginnen können, es würde aber äusserst schwierig werden sie dort weiterzuführen, unmöglich sie zu vollenden. Die Revolution würde in eine Sackgasse führen, es sei denn, sie sprengte die nationale Grenze Russlands und setzte die revolutionären Kräfte im Westen in Bewegung. Trotzki nahm an, dass die russische Revolution … auch nicht innerhalb der nationalen Grenzen zur Ruhe kommen würde: sie würde das Vorspiel oder der erste Akt einer globalen Umwälzung sein. Internationale wie national wäre das die permanente Revolution. … er erkannte, dass der Sozialismus und der Nationalstaat miteinander unverträglich waren.“

Quelle: Trotzki, Leo (1914): Der Krieg und die Internationale. In: Deutscher, Isaak et al. (Hg.) (1981): Denkzettel. Politische Erfahrungen im Zeitalter der permanenten Revolution. Frankfurt/Main: Suhrkamp.

In: Deutscher, Issak: Einleitung. In: Deutscher, Isaak et al. (1981): Leo Trotzki. Denkzettel. Politische Erfahrungen im Zeitalter der permanenten Revolution. Frankfurt/Main: Suhrkamp, Seite 22.

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