2015-04-21

Gerhard Schramm ist tot

Gerhard wurde am 16.2.1952 in Wien geboren und ist auch in Wien/Favoriten aufgewachsen. Er durfte als Kind  sehr oft die Ferien am Bauernhof in Puchbach (Bez. Waidhofen/Thaya) verbringen und erlebte dort schöne Zeiten. Mit seinem Cousin Felix Pöschl erlebte er so manche Abenteuer, auch negative: So fiel er beim spielen einmal ein paar Meter vom Heuboden hinunter. Felix vermutet, dass dieses Schockerlebnis seine lebenslange Diabetis aulöste. Gerhard musste seit dem 12. Lebenjahr jeden Tag Insulin spritzen. Wahrscheinlich mochte er auch aufgrund der netten Eindrücke am Lande die Tiere besonders gerne. Zuhause gelang es immer wieder -  gegen den Widerstand der Mama -  Haustiere halten zu dürfen. Der junge Gerhard war ein talentierter Fußballer und spielte eine Zeit lang in Simmering bei "Vorwärts 06". Er konnte immer besser "gaberln" als die meisten der damaligen Mitschüler und Freunde. Überhaupt stellte er sich bei vielen Dingen, auch im Beruf gut an. Der Lehrherr war sehr zufrieden. Aber der Pferdefuß, der ihm fürs Leben prägte, war  vermutlich ein anderer: Er schwamm mit dem Zeitgeist der 68er. Oft entgegen den Ratschlägen oder Anweisungen der Eltern oder Arbeitgeber bis zu den Uniformträgern. Er liebte auch die "Camera" in der Neubaugasse, hatte natürlich auch  lange Haare, trug Glockenhosen und konsumierte auch manches Rauschmittel mit Musik von Jimmy Hendrix, Pink Floyd, Heaven und Frank Zappa. In späteren Jahren bevorzugte er reschen "Grünen Veltliner" und Musik von Karl Hodina (Vogerln aum Bam...).Die Schule und die Lehrer und überhaupt die "Obrigkeit",  waren für ihn ein rotes Tuch: Haupschullehrer Moser könnte da sicher einige "G´schichten" erzählen. Gerhard erzählte, dass er strafweise in der Hauptschule Kempelengasse "hierbleiben" musste und im 1. Stock gelegenen Klassenzimmer eingesperrt wurde. Er aber sprang vom 1. Stock in die Freiheit. Einmal knallte er Moser die Klassentüre auf die Nase. Spricht für sich, dass er  in "Betragen" und "Fleiß" ein  "Nicht genügend"  und "Genügend" ausfasste. Dafür gab es vom Vater oft mehr als eine "g´sunde Watschn"..... Statt der Schule besuchte er beispielsweise die Spielhalle Leitgeb am Laaerberg mit den "Flippern" und "Wutzlern". Dort war er kaum zu schlagen.

Mit 16 besuchte er gerne Discos, auch das HVZ in Hernals, wo er  mit 17 seine Frau Eva kenenlernte. Er zog  schnell von daheim aus und heiratete im Jahre 1970 seine Frau Eva. Sein Sohn verstarb tragischerweise im 43ten Lebensjahr an Gehirntumor. Gerard lernte Fahrradmechaniker, mochte gerne sein ("frisiertes")Moped und hatte bis zuletzt ein Motorrad, eine 125er Aprila, in seiner Garage stehen.  Das hegte und pflegte er und für nur bei Schöwetter hinaus. Sein Beruf war über die Jahre meist Kraftfahrer.




Früh lernte er durch seinen besten Freund "Earl" Erich Neumann den Trabersport und die Krieau kennen. Die Rennbahnen, das Wetten, wurde sein größte Leidenschaft.  Er verbrachte fast seine ganze Freizeit in der Krieau und anderen Rennbahnen; Auch in Wettbüros und seltener in Casinos war er gerne Gast.
 In den 70er Jahren - die Krieau war damals sehr gut besucht und Adi Übleis wurde 1974 Weltmeister - waren meist auch seine Eltern und ich in der Krieau. Damals wurden in der Krieau noch an Samstagen und Sonntagen bis zu 13 Rennen ausgetragen und auch unter der Woche gab es auch noch Abendrennen.  Auch an  Renntagen auf kleineren Rennbahnen wie Baden, Wels, Lassee, Edelhof und später Ebreichsdorf  war "Gerard" (Gerhards Spitzname) in der Regel immer anzutrefen. Auch wenn er kein, oder kaum Geld hatte. Die garantierte Anwesenheit von "Gerard" war für viele auch mit der Grund überhaupt in die Krieau oder anderswo zu kommen, für mich in späteren Jahren ein Hauptgrund. Auch wenn die Einläufe nicht immer erwartungsgemäß waren, die Geldbörse dünner wurde, konnte man sicher sein, dass Gerard da war. Seine Anwesenheit, der Schmäh und auch die Fachunterhaltung war garantiert. Freunde wie Earl, Richard, Werner, Fred, Clemens, Erich, Peter, Wolferl und die vielen anderen  in der Krieau und in den "Büros" und auf den anderen Bahnen können das sicher bestätigen. Die "kleine Kantine" in der Krieau war das Zentrum der Unterhaltung. Man konnte sich verlassen: Gerard war immer als einer der ersten da. Es wurde mitunter schon lange vor dem ersten Rennen fachgesimpelt, diskutiert und auch Bier getrunken. Zwischen den Rennen gab meist immer ein anderer eine Runde in der Kantine aus. Da blieb oft kein "Auge trocken"! Gerhards Wetttipps waren sehr gefragt. Das "Naperl" (Tipp des Tages) war fast immer totsicherer Tipp!

Gerard entwickelte sich in Laufe der Jahrzehnte zum "Rennbahn-Professor": So mancher konnte sich aufgrund der guten Prognosen vom "Professor" über Gewinne freuen. In letzter Zeit gewann er oft die Tageswertungen und 2mal die Jahreswertung der Krieauer Wettgemeinschaft, der "Bowle".  Auch international wurden seine Voraussagen immer besser. Einer seiner ersten Lieblingstrabern in den 70ern war "Haroun". Haroun füllte auch oft meine Geldbörse. So auch einmal in München-Daglfing als Sieger gegen die damalige Stute Ustrina.


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Bild: Taberfan.at



Die Ehefrau, die Familie und die Freunde in der Krieau werden Gerard vermissen und nie vergessen. Die Krieau hat einer seiner "Wahrzeichen" verloren. Und: Ich meinen Bruder. 

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