Der Weg in die Inflation
von Bruno Bandulet
Das wahrscheinlichste Szenario für die kommenden Jahre ist eine Kombination von einzelnen Staatsbankrotten, das heisst Umschuldungen, und einer zunächst moderaten, dann schneller zunehmenden Preisinflation – vielleicht auf Raten in Höhe von zehn Prozent oder mehr. Sicher ist nur, dass versucht werden wird, zu inflationieren und die Schulden zulasten der Gläubiger zu entwerten – eine aus Sicht der politischen Eliten attraktive Alternative zum offenen Staatsbankrott.
Aus der Finanzgeschichte wissen wir, dass alle bisherigen Hyperinflationen durch übergrosse Staatsdefizite verursacht wurden und – ebenso wichtig – dass diese nur zu einem kleinen Teil am Kapitalmarkt finanziert werden konnten.
Die Monetarisierung der Staatsschulden durch die Notenbank charakterisierte nicht nur jede grosse Inflation der Vergangenheit, sie war auch die Voraussetzung dafür. Mit der Entscheidung, südeuropäische Staatsanleihen aufzukaufen, hat die EZB ein Tabu gebrochen und den Weg der systematischen Geldentwertung beschritten. Sie hat freilich immer noch die Option, den Schaden zu begrenzen, indem sie das Kaufprogramm nicht übermässig ausdehnt oder ganz beendet.
In welchem Ausmass inflationiert werden wird, hängt ab vom Ausgang der Machtkämpfe innerhalb der EZB und vielleicht auch davon, wer Ende 2011 die Nachfolge Trichets antritt. […]
So oder so wurde die Saat für eine höhere Inflation im Mai 2010 gelegt: mit der Entscheidung, das Gesundschrumpfen der Eurozone zu verhindern, mit dem Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB und der daraus resultierenden Verlängerung und Verschlechterung ihrer Bilanz sowie mit der Umwandlung der Währungsunion in eine Haftungsgemeinschaft.
Indem sie sich entschieden, um jeden Preis die monetäre Integration zu verteidigen, verrieten die Berliner Politiker die deutsche Geldtradition, wie sie sich nach zwei verlorenen Kriegen und zwei Währungsreformen als demokratischer Konsens herausgebildet hatte.
Die Monetarisierung der Staatsschulden durch die Notenbank charakterisierte nicht nur jede grosse Inflation der Vergangenheit, sie war auch die Voraussetzung dafür. Mit der Entscheidung, südeuropäische Staatsanleihen aufzukaufen, hat die EZB ein Tabu gebrochen und den Weg der systematischen Geldentwertung beschritten. Sie hat freilich immer noch die Option, den Schaden zu begrenzen, indem sie das Kaufprogramm nicht übermässig ausdehnt oder ganz beendet.
In welchem Ausmass inflationiert werden wird, hängt ab vom Ausgang der Machtkämpfe innerhalb der EZB und vielleicht auch davon, wer Ende 2011 die Nachfolge Trichets antritt. […]
So oder so wurde die Saat für eine höhere Inflation im Mai 2010 gelegt: mit der Entscheidung, das Gesundschrumpfen der Eurozone zu verhindern, mit dem Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB und der daraus resultierenden Verlängerung und Verschlechterung ihrer Bilanz sowie mit der Umwandlung der Währungsunion in eine Haftungsgemeinschaft.
Indem sie sich entschieden, um jeden Preis die monetäre Integration zu verteidigen, verrieten die Berliner Politiker die deutsche Geldtradition, wie sie sich nach zwei verlorenen Kriegen und zwei Währungsreformen als demokratischer Konsens herausgebildet hatte.
Quelle: Bruno Bandulet: Die letzten Jahre des Euro. Ein Bericht über das Geld, das die Deutschen nicht wollten, Rottenburg 2010, Seite 169 ff. ISBN 978-3-942016-35-3 aus Zeit-Fragen Nr. 7/14.2.2011
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