Leo Trotzkis Schrift „Der Krieg und
die Internationale“ von 1914 sei angeblich „die erste umfassende
Darlegung einer Antikriegspolitik durch einen russischen Sozialisten“
(S. 74) und „soll Präsident Wilson bei der Formulierung seiner ‚Vierzehn
Punkte‘ unmittelbar beeinflusst haben“ (S. 74), schreibt Trotzkis
Biograf Isaak Deutscher. Hören wir, was Trotzki unter
„Antikriegspolitik“ versteht:
„Der Krieg von 1914 bedeutet vor allem die Zertrümmerung des nationalen Staates als
eines selbständigen Wirtschaftsgebietes.“ (S. 74) „… der objektive Sinn
des Krieges besteht in der Zertrümmerung der gegenwärtigen
nationalwirtschaftlichen Zentren im Namen der Weltwirtschaft.“ (S. 75)
„Für das Proletariat kann es sich … nicht um die Verteidigung des
überlebten nationalen ‚Vaterlandes‘ handeln, …, sondern um die Schaffung
eines weit mächtigeren und widerstandsfähigeren Vaterlandes – der republikanischen Vereinigten Staaten Europas
als Fundament der Vereinigten Staaten der Welt.“
(S. 77) „Der Krieg
löst also nicht die Arbeiterfrage …, sondern …, er verschärft diese
Frage, indem er die kapitalistische Welt vor die zwei Möglichkeiten
stellt: Krieg in Permanenz oder Revolution. … Wir revolutionären Sozialisten wollen den Krieg nicht. Doch wir fürchten ihn auch nicht.
… Wir bewahren in dieser höllischen Musik des Todes unser klares
Denken, unsern ungetrübten Blick, und fühlen uns als die einzige
schöpferische Kraft der Zukunft.“ (S. 82)
(S. 22)
Quelle: Trotzki, Leo (1914): Der Krieg und die Internationale. In: Deutscher, Isaak et al. (Hg.) (1981): Denkzettel. Politische Erfahrungen im Zeitalter der permanenten Revolution. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
(S. 22)
Warum die Trotzkisten mit dem Neoliberalismus so gut harmonieren:
„Trotzkis Argument lautete daher, Russland werde mit der sozialistischen Revolution nur beginnen können, es würde aber äusserst schwierig werden sie dort weiterzuführen, unmöglich sie zu vollenden. Die Revolution würde in eine Sackgasse führen, es sei denn, sie sprengte die nationale Grenze Russlands und setzte die revolutionären Kräfte im Westen in Bewegung. Trotzki nahm an, dass die russische Revolution … auch nicht innerhalb der nationalen Grenzen zur Ruhe kommen würde: sie würde das Vorspiel oder der erste Akt einer globalen Umwälzung sein. Internationale wie national wäre das die permanente Revolution. … er erkannte, dass der Sozialismus und der Nationalstaat miteinander unverträglich waren.“
Quelle: Trotzki, Leo (1914): Der Krieg und die Internationale. In: Deutscher, Isaak et al. (Hg.) (1981): Denkzettel. Politische Erfahrungen im Zeitalter der permanenten Revolution. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
In: Deutscher, Issak: Einleitung. In: Deutscher, Isaak et al. (1981):
Leo Trotzki. Denkzettel. Politische Erfahrungen im Zeitalter der
permanenten Revolution. Frankfurt/Main: Suhrkamp, Seite 22.
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