Quadragesimo Anno aktueller denn je
von Prof. Dipl.-Ing. rer. nat. Dr. iur. Heinrich Wohlmeyer
«Zur Ungeheuerlichkeit wächst diese Vermachtung der Wirtschaft sich aus bei denjenigen, die als Beherrscher und Lenker des Finanzkapitals unbeschränkte Verfügung haben über den Kredit und seine Verteilung nach ihrem Willen bestimmen. Mit dem Kredit beherrschen sie den Blutkreislauf des ganzen Wirtschaftskörpers; das Lebenselement der Wirtschaft ist derart unter ihrer Faust, dass niemand gegen ihr Geheiss auch nur zu atmen vermag.» (Papst Pius XI, 1931)
Ich wurde von besorgten Mitbürgern gefragt, ob die nachstehende Aussage von Papst Pius XI vom 15. Mai 1931 in der Enzyklika «Quadragesimo Anno – Über die gesellschaftliche Ordnung, Par. 106» noch aktuell sei, und kann – wie nachstehend ausgeführt – nur antworten, dass der Weckruf und die Ermahnung dieses Papstes in der Mitte der «Weltwirtschaftskrise» geradezu providenziell waren, denn der finanzielle Würgegriff der Grosskapitaleigner wurde im Zweiten Weltkrieg und vor allem durch die nach dem Zweiten Weltkrieg institutionalisierte und später weiter ausgebaute «internationale Finanzordnung» abgesichert.
Pius XI stellte fest:
«Zur Ungeheuerlichkeit wächst diese Vermachtung der Wirtschaft sich aus bei denjenigen, die als Beherrscher und Lenker des Finanzkapitals unbeschränkte Verfügung haben über den Kredit und seine Verteilung nach ihrem Willen bestimmen. Mit dem Kredit beherrschen sie den Blutkreislauf des ganzen Wirtschaftskörpers; das Lebenselement der Wirtschaft ist derart unter ihrer Faust, dass niemand gegen ihr Geheiss auch nur zu atmen vermag.»
Der Weg zu der vom Papst vorausgesehenen geradezu unbeschränkten Herrschaft des Grosskapitals und sein von anonymisierter unbarmherziger Gier getriebenes Agieren soll nachstehend kurz angeleuchtet werden.
Um nicht als «Verschwörungstheoretiker» abgetan werden zu können, werde ich auch einige erhellende Quellen aus der Finanzwelt und der Wissenschaft anführen.
Bei der Betrachtung der gegenwärtigen Situation sollten wir mit den Anfängen des modernen Kreditwesens beginnen: Die Erfindung des Geldes beruhte auf dem Gedanken, ein knappes, leicht transportierbares, haltbares und teilbares Gut zu finden, das als Tauschmassstab und Tauschgut dienen kann. Dies waren vor allem Silber und Gold. Um Transportkosten zu sparen und vor Raub sicher zu sein, wurde Münzgeld bei Edelmetallhändlern und Goldschmieden hinterlegt, die hierfür Bestätigungen, «Banknoten», ausstellten. Diese wurden im Handelsverkehr wie das Hartgeld angenommen. Die «Banker» kamen allerdings bald darauf, dass die Kunden ja ihr Münzgeld in der Regel nicht abholten, und stellten ungedeckte, aber das Vertrauen der Bürger geniessende Banknoten (also bei der Bank einlösbare Schuldscheine) aus.
Die «fraktionale» Geldschöpfung aus dem Nichts war erfunden.1
Die Engländer globalisierten dieses System, indem sie sich weltweit Goldminen kriegerisch aneigneten2 und «goldgedecktes» Geld verliehen. Die City of London, die nach wie vor ein exterritorialer Bereich in London ist, wurde zum «Finanznabel der Welt». Da die Engländer allerdings die Kriegskosten im Ersten Weltkrieg unterschätzt hatten und sich bei der US-Hochfinanz verschuldeten, mussten sie einen Gutteil ihrer Finanzdominanz an diese abtreten. Sie wurden «Juniorpartner». Über das Kolonialreich konnten sie jedoch ihre Position weitgehend halten. Die grosse Zäsur brachte aber der Zweite Weltkrieg:
Pius XI stellte fest:
«Zur Ungeheuerlichkeit wächst diese Vermachtung der Wirtschaft sich aus bei denjenigen, die als Beherrscher und Lenker des Finanzkapitals unbeschränkte Verfügung haben über den Kredit und seine Verteilung nach ihrem Willen bestimmen. Mit dem Kredit beherrschen sie den Blutkreislauf des ganzen Wirtschaftskörpers; das Lebenselement der Wirtschaft ist derart unter ihrer Faust, dass niemand gegen ihr Geheiss auch nur zu atmen vermag.»
Der Weg zu der vom Papst vorausgesehenen geradezu unbeschränkten Herrschaft des Grosskapitals und sein von anonymisierter unbarmherziger Gier getriebenes Agieren soll nachstehend kurz angeleuchtet werden.
Um nicht als «Verschwörungstheoretiker» abgetan werden zu können, werde ich auch einige erhellende Quellen aus der Finanzwelt und der Wissenschaft anführen.
Bei der Betrachtung der gegenwärtigen Situation sollten wir mit den Anfängen des modernen Kreditwesens beginnen: Die Erfindung des Geldes beruhte auf dem Gedanken, ein knappes, leicht transportierbares, haltbares und teilbares Gut zu finden, das als Tauschmassstab und Tauschgut dienen kann. Dies waren vor allem Silber und Gold. Um Transportkosten zu sparen und vor Raub sicher zu sein, wurde Münzgeld bei Edelmetallhändlern und Goldschmieden hinterlegt, die hierfür Bestätigungen, «Banknoten», ausstellten. Diese wurden im Handelsverkehr wie das Hartgeld angenommen. Die «Banker» kamen allerdings bald darauf, dass die Kunden ja ihr Münzgeld in der Regel nicht abholten, und stellten ungedeckte, aber das Vertrauen der Bürger geniessende Banknoten (also bei der Bank einlösbare Schuldscheine) aus.
Die «fraktionale» Geldschöpfung aus dem Nichts war erfunden.1
Die Engländer globalisierten dieses System, indem sie sich weltweit Goldminen kriegerisch aneigneten2 und «goldgedecktes» Geld verliehen. Die City of London, die nach wie vor ein exterritorialer Bereich in London ist, wurde zum «Finanznabel der Welt». Da die Engländer allerdings die Kriegskosten im Ersten Weltkrieg unterschätzt hatten und sich bei der US-Hochfinanz verschuldeten, mussten sie einen Gutteil ihrer Finanzdominanz an diese abtreten. Sie wurden «Juniorpartner». Über das Kolonialreich konnten sie jedoch ihre Position weitgehend halten. Die grosse Zäsur brachte aber der Zweite Weltkrieg:
Bretton Woods – Lizenz zum (Dollar-)Grossgelddrucken
In den Abkommen von Bretton Woods vom Juli 1944 wurde die Weltfinanzordnung für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg festgelegt. Die Hauptsiegermacht USA bestand auf dem US-Dollar als Leitwährung, der damals auch fraktional goldgedeckt war und an den die übrigen Währungen angekoppelt waren.3 Die Installierung des US-Dollars neben Gold als Reservewährung war de facto eine «Lizenz zum Gelddrucken» durch die Vormacht.
Die gegründeten internationalen Institutionen im Finanzbereich (Weltbankgruppe und Internationaler Währungsfonds) sicherten und sichern weiter dieses System ab. Die USA können dort über ihre Sperrminoritäten die Strategien ihrer Hochfinanz4 durchsetzen. Der sogenannte Washington Consensus, der auf die schutzlose Ausbeutung verschuldeter Staaten hinzielt, fordert Öffnung der Grenzen, Herunterfahren der Staatsfinanzen und freien Zugang zu den privaten und staatlichen Vermögenswerten.
Die gegründeten internationalen Institutionen im Finanzbereich (Weltbankgruppe und Internationaler Währungsfonds) sicherten und sichern weiter dieses System ab. Die USA können dort über ihre Sperrminoritäten die Strategien ihrer Hochfinanz4 durchsetzen. Der sogenannte Washington Consensus, der auf die schutzlose Ausbeutung verschuldeter Staaten hinzielt, fordert Öffnung der Grenzen, Herunterfahren der Staatsfinanzen und freien Zugang zu den privaten und staatlichen Vermögenswerten.
Finanzkolonialismus durch Schuldenpolitik
Als die europäischen Kolonialmächte ihre Kolonien nicht mehr militärisch halten konnten, wurde der neue Abhängigkeiten schaffende «Finanzkolonialismus» entwickelt. Dieser wird vor allem von der US-Hochfinanz dominiert. Die formell in die Unabhängigkeit entlassenen «Entwicklungsländer» wurden in Hochverschuldung hinein-beraten und so in eine Zinsknechtschaft hineingedrängt.5 Ihnen wurde in der Folge der «befreiende» Ausverkauf von Rohstoffquellen und Land angeboten6 – also ein indirekter Kolonialismus.7
Diese Strategie wurde in abgewandelter Form auch für «entwickelte Staaten» wie Argentinien und in jüngster Zeit für Griechenland angewendet. Es wurden ebenfalls billige Kredite in unangemessenen Höhen gegeben, um dann die Zinsen zu erhöhen, den Untergang auszurufen und zum Ausverkauf zu zwingen.8
Betrachtet man die Entwicklung der letzten zweihundert Jahre, so trifft man auf das sich wiederholende gleiche Strategiemuster: Vergib aus dem Nichts geschaffene billige Kredite und, wenn die Unternehmen hoch verschuldet sind, erhöhe mit der Begründung von gefährlicher Inflationsgefahr und Konjunkturüberhitzung die Zinsen.9 Die insolvent gewordenen Unternehmen können dann jene, die über das Geld verfügen, günstig kaufen und sich hierfür noch als Retter feiern lassen. Dass dies keine Verschwörungsmär ist, zeigt die öffentlich zugängliche Studie der ETH-Zürich, «The Network of global corporate Control»10, in der 37 Millionen Unternehmen auf ihre Verflechtungen und Abhängigkeiten untersucht wurden.11 Das Ergebnis ist, dass von 43 000 Konzernen 1318 vier Fünftel des Umsatzes der ganzen Welt kontrollieren und dass jene 50 Unternehmen, die die zentralen Fäden ziehen, Grossbanken und Kapitalfonds sind. Ihnen gehören die «blue chips» – also die besten Unternehmen –, die sie sich angeeignet haben. In der aktuellen Situation sind vor allem auch die chinesischen Staatsfonds hinzuzunehmen, die laufend Unternehmen und Land aufkaufen.
Wie unbarmherzig und vernetzt das internationale Finanzgeschäft läuft, zeigt ein rezentes Interview des Ex-Bankers Ronald Bernhard in Endzeitreporter (https://www.youtube.com/watch?v=uKjTOKp5h2g), in dem es auch um das Kreieren und Finanzieren von Kriegen bis zu den Finanzströmen um den Menschenhandel geht.
Diese Strategie wurde in abgewandelter Form auch für «entwickelte Staaten» wie Argentinien und in jüngster Zeit für Griechenland angewendet. Es wurden ebenfalls billige Kredite in unangemessenen Höhen gegeben, um dann die Zinsen zu erhöhen, den Untergang auszurufen und zum Ausverkauf zu zwingen.8
Betrachtet man die Entwicklung der letzten zweihundert Jahre, so trifft man auf das sich wiederholende gleiche Strategiemuster: Vergib aus dem Nichts geschaffene billige Kredite und, wenn die Unternehmen hoch verschuldet sind, erhöhe mit der Begründung von gefährlicher Inflationsgefahr und Konjunkturüberhitzung die Zinsen.9 Die insolvent gewordenen Unternehmen können dann jene, die über das Geld verfügen, günstig kaufen und sich hierfür noch als Retter feiern lassen. Dass dies keine Verschwörungsmär ist, zeigt die öffentlich zugängliche Studie der ETH-Zürich, «The Network of global corporate Control»10, in der 37 Millionen Unternehmen auf ihre Verflechtungen und Abhängigkeiten untersucht wurden.11 Das Ergebnis ist, dass von 43 000 Konzernen 1318 vier Fünftel des Umsatzes der ganzen Welt kontrollieren und dass jene 50 Unternehmen, die die zentralen Fäden ziehen, Grossbanken und Kapitalfonds sind. Ihnen gehören die «blue chips» – also die besten Unternehmen –, die sie sich angeeignet haben. In der aktuellen Situation sind vor allem auch die chinesischen Staatsfonds hinzuzunehmen, die laufend Unternehmen und Land aufkaufen.
Wie unbarmherzig und vernetzt das internationale Finanzgeschäft läuft, zeigt ein rezentes Interview des Ex-Bankers Ronald Bernhard in Endzeitreporter (https://www.youtube.com/watch?v=uKjTOKp5h2g), in dem es auch um das Kreieren und Finanzieren von Kriegen bis zu den Finanzströmen um den Menschenhandel geht.
Blasen macht man – Blasen platzt man
Die Machtanmassung der Finanzelite und die Hinsteuerung zu einer kollektiven Enteignung zu ihren Gunsten zeigt sich vor allem in der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die in Verletzung des Grundauftrages der Hütung der Geldwertstabilität pro Monat 60 Milliarden Euro «druckt», indem sie Anleihen von maroden Staaten und Unternehmen kauft12 und den Leitzins auf Null gesenkt hat. Für diese Geldpolitik haften aber alle EU-Bürger.
Dass diese Megablase einmal zulasten aller Bürger platzen muss, hat der Finanzfachmann Dr. Markus Krall in seinem Buch «Der Draghi Crash – Warum die entfesselte Geldpolitik in die finanzielle Katastrophe führt» dargelegt.13 Während gegenwärtig die Wissenden in die Sachwerte flüchten, gehen die Gutgläubigen, die noch Geldvermögen besitzen, einer kollektiven Enteignung zugunsten der die Weltwirtschaft beherrschenden Finanzeliten entgegen.
Ich habe daher in meinem schon in acht Sprachen übersetzten «Ausweg-Manifest»14 Vorschläge für eine «strategische Steuer-Reform», die einen angemessenen Beitrag des Grosskapitals zur Finanzierung der Gemeinwesen und zu einer Entschuldung der Staaten bewirkt, gemacht sowie die Wiedereinführung des Trennbankensystems15 und eine grundlegende Reform des Geldwesens empfohlen. Im Klartext: eine Befreiung aus der installierten Zinsknechtschaft. Warum diese Vorschläge von den Politikern nicht angenommen werden, hat einer der besten Kenner der Welt-Finanz-Szene, Dirk Solte16, sehr einfach erklärt: Die Grosskapitaleigner ermöglichen den Politikern ihr kurzfristiges politisches Überleben, und diese tasten im Gegenzug die Spielwiesen des Grosskapitals nicht an. Wenn meine Vorschläge angenommen würden, verlören die Finanzeliten die Kontrolle und das Aneignungsvermögen in den Gemeinwesen.17
Die USA sind aktuell mit der unglaublichen Summe von $ 21 Billionen (US-Trillion), das sind 21 Millionen x Millionen, an das Grosskapital verschuldet18 und daher an dessen Gängelband. Der US-Arzt und Politiker Ronald Ernest Paul (Ron Paul)19hat vorgerechnet, dass die Bürger der USA keine Steuern hätten zahlen müssen, wenn die Geldmengenausdehnung seit 191320 durch die staatliche Ausgabe von Geld den Gemeinwesen zugeflossen wäre.
Die Versuche der Rückführung der Geldschöpfung zu den Gemeinwesen haben etliche Politiker mit dem Leben bezahlt. Die prominentesten sind Abraham Lincoln (Herausgabe der staatlichen Schuldverschreibung «Green-Back») und in jüngerer Zeit John F. Kennedy (Executive Order Nr. 11110, die sofort nach seinem Tod aufgehoben wurde).
Wie weit die Unverfrorenheit der Finanzmächtigen geht, zeigt exemplarisch der ESM, der Europäische Stabilitätsmechanismus, in den die Politiker mit dem Argument der Krisenabwendung hinein-beraten wurden. Weil dieser nicht einmal durch die Lissabonner Verträge gedeckt gewesen wäre, wurde er in Form eines Staatsvertrages ausserhalb der «EU-Verfassung» eingeführt. Er geniesst Exterritorialität und Immunität, entzieht sich demokratischer Kontrolle und kann von den Mitgliedsstaaten beliebig Geld abrufen. Im EU-Rahmen kommt noch der «Stabilitätspakt» hinzu, gemäss dem die Mitgliedsstaaten ihre Budgets nach Brüssel zu melden haben, wo sie durch-korrigiert werden, um dann von den Parlamenten durch-gewunken zu werden.21 Ich habe gemeinsam mit dem erfahrenen Experten Günther Robol in meinen Buch «Empörung in Europa – Wege aus der Krise»22 auf diese Situation unter dem Titel «Geldgesteuerte Scheindemokratie – die Staatsmacht als Dienstmagd der Finanzeliten» hingewiesen und vor der Ratifizierung des ESM gewarnt. Es stellte sich heraus, dass die meisten Abgeordneten den Text nicht gelesen hatten und im Vertrauen auf die ihnen zugeflossenen Informationen zugestimmt haben.
Bevor wir zum abschliessenden Befund kommen, dass die Warnung Pius XI aktueller denn je ist, möchte ich dem Leser noch drei Informationen zukommen lassen:
Die erste ist ein erhellendes Bekenntnis zur Geldschöpfung: In einer Flucht nach vorne23 hat die Bank of England im 14 Quarterly Bulletin (2014 Q1) im Artikel «Money Creation in the modern Economy» (Geldschöpfung in einer modernen Wirtschaft) dargelegt (zugegeben), dass die Geldschöpfung im wesentlichen durch Kreditvergabe aus dem Nichts erfolgt («bank lending creats deposits»). Die Beschreibung in vielen Lehrbüchern, dass Banken Ersparnisse sammeln und diese dann verleihen, entspräche nicht der «modernen Realität».
Dass diese Megablase einmal zulasten aller Bürger platzen muss, hat der Finanzfachmann Dr. Markus Krall in seinem Buch «Der Draghi Crash – Warum die entfesselte Geldpolitik in die finanzielle Katastrophe führt» dargelegt.13 Während gegenwärtig die Wissenden in die Sachwerte flüchten, gehen die Gutgläubigen, die noch Geldvermögen besitzen, einer kollektiven Enteignung zugunsten der die Weltwirtschaft beherrschenden Finanzeliten entgegen.
Ich habe daher in meinem schon in acht Sprachen übersetzten «Ausweg-Manifest»14 Vorschläge für eine «strategische Steuer-Reform», die einen angemessenen Beitrag des Grosskapitals zur Finanzierung der Gemeinwesen und zu einer Entschuldung der Staaten bewirkt, gemacht sowie die Wiedereinführung des Trennbankensystems15 und eine grundlegende Reform des Geldwesens empfohlen. Im Klartext: eine Befreiung aus der installierten Zinsknechtschaft. Warum diese Vorschläge von den Politikern nicht angenommen werden, hat einer der besten Kenner der Welt-Finanz-Szene, Dirk Solte16, sehr einfach erklärt: Die Grosskapitaleigner ermöglichen den Politikern ihr kurzfristiges politisches Überleben, und diese tasten im Gegenzug die Spielwiesen des Grosskapitals nicht an. Wenn meine Vorschläge angenommen würden, verlören die Finanzeliten die Kontrolle und das Aneignungsvermögen in den Gemeinwesen.17
Die USA sind aktuell mit der unglaublichen Summe von $ 21 Billionen (US-Trillion), das sind 21 Millionen x Millionen, an das Grosskapital verschuldet18 und daher an dessen Gängelband. Der US-Arzt und Politiker Ronald Ernest Paul (Ron Paul)19hat vorgerechnet, dass die Bürger der USA keine Steuern hätten zahlen müssen, wenn die Geldmengenausdehnung seit 191320 durch die staatliche Ausgabe von Geld den Gemeinwesen zugeflossen wäre.
Die Versuche der Rückführung der Geldschöpfung zu den Gemeinwesen haben etliche Politiker mit dem Leben bezahlt. Die prominentesten sind Abraham Lincoln (Herausgabe der staatlichen Schuldverschreibung «Green-Back») und in jüngerer Zeit John F. Kennedy (Executive Order Nr. 11110, die sofort nach seinem Tod aufgehoben wurde).
Wie weit die Unverfrorenheit der Finanzmächtigen geht, zeigt exemplarisch der ESM, der Europäische Stabilitätsmechanismus, in den die Politiker mit dem Argument der Krisenabwendung hinein-beraten wurden. Weil dieser nicht einmal durch die Lissabonner Verträge gedeckt gewesen wäre, wurde er in Form eines Staatsvertrages ausserhalb der «EU-Verfassung» eingeführt. Er geniesst Exterritorialität und Immunität, entzieht sich demokratischer Kontrolle und kann von den Mitgliedsstaaten beliebig Geld abrufen. Im EU-Rahmen kommt noch der «Stabilitätspakt» hinzu, gemäss dem die Mitgliedsstaaten ihre Budgets nach Brüssel zu melden haben, wo sie durch-korrigiert werden, um dann von den Parlamenten durch-gewunken zu werden.21 Ich habe gemeinsam mit dem erfahrenen Experten Günther Robol in meinen Buch «Empörung in Europa – Wege aus der Krise»22 auf diese Situation unter dem Titel «Geldgesteuerte Scheindemokratie – die Staatsmacht als Dienstmagd der Finanzeliten» hingewiesen und vor der Ratifizierung des ESM gewarnt. Es stellte sich heraus, dass die meisten Abgeordneten den Text nicht gelesen hatten und im Vertrauen auf die ihnen zugeflossenen Informationen zugestimmt haben.
Bevor wir zum abschliessenden Befund kommen, dass die Warnung Pius XI aktueller denn je ist, möchte ich dem Leser noch drei Informationen zukommen lassen:
Die erste ist ein erhellendes Bekenntnis zur Geldschöpfung: In einer Flucht nach vorne23 hat die Bank of England im 14 Quarterly Bulletin (2014 Q1) im Artikel «Money Creation in the modern Economy» (Geldschöpfung in einer modernen Wirtschaft) dargelegt (zugegeben), dass die Geldschöpfung im wesentlichen durch Kreditvergabe aus dem Nichts erfolgt («bank lending creats deposits»). Die Beschreibung in vielen Lehrbüchern, dass Banken Ersparnisse sammeln und diese dann verleihen, entspräche nicht der «modernen Realität».
1 Kommentar:
Kurzkommentar zum Buch von
Dr. Markus Krall mit einem Vorwort von Abtprimas emeritua Dr. Notker Wolf.
Die Analysen von Kollegen Krall sind stimmig und zeigen klar die dramatische Gefahr des ‚weiter wie bisher‘.
Sie sind ein begründeter fulminanter Aufruf zur Kurskorrektur und zum kollektiven Aufstand gegen die installierte und im Ausbau begriffene Finanzdiktatur, die die Freiheit der Bürger zunehmend aushöhlt.
In seinen Ausführungen, die auf die ‚Marktkräfte‘ vertrauen, setzt er allerdings Polypole (eine Vielzahl von frei konkurrierenden ökonomischen Akteuren) und eine diese bewirkende Rechtordnung voraus.
Dies bewirkt sein geradezu absolutes Vertrauen in die Privatisierung.
Deutlich wird dies beim Verweis auf Friedrich August von Hayek der in seinen Analysen ebenfalls in freier Konkurrenz stehende Akteure voraussetzt. Das zeigt sich besonders deutlich bei seiner Theorie des ‚natürlichen Zinssatzes‘ (Angebot und Nachfrage regulieren den Zinssatz antizyklisch-stabilisierend).
Bei M. Krall kommt die freie Zinsbildung als „Scheinwerfer, der das ganze System erhellt“ als zentrales Desiderat zur Sprache (S. 133).
Dr. Krall setzt also eine funktionierende Marktwirtschaft‘ voraus (SS 43 ff) und sinnt dieser zu, dass sie in der Regel eine gerechte Verteilung des Wohlstandes bewirkt (S. 47). Dies ist allerdings – wie die Erfahrung zeigt -häufig nicht der Fall. Der wohl größte englische Ökonom (und Philosoph) John Stuart Mill hat daher schon im 19. Jh. festgestellt, dass der Markt wohl die optimale Allokation der Produktionsfaktoren bewirkt, dass aber die gerechte Verteilung des Wohlstandes einer staatlichen Intervention bedarf. – Also den Markt spielen lassen und sich ergebende Ungerechtigkeiten ausgleichen. Das Arbeiterelend in seiner Zeit war wohl eine Begründung hierfür.
Der Kurzexkurs in die Energiepolitik (SS 145 – 146) bedarf einer Ergänzung:
Die einseitige Förderung bestimmter Alternativenergien statt einer Rahmensetzung durch eine den wahren Kosten entsprechende Belastung der fossilen Energieträger und der Atomkraftwerke hat die bekannten Unsinnigkeiten bewirkt.
Das übliche Einschießen auf John Maynard Keynes sollte ebenfalls relativiert werden. Keynes zog Schlüsse aus der Situation seiner Zeit und hätte wohl heute anders argumentiert. Seine antizyklische Budgetgestaltung ist heute ein Desiderat.
Die vorgeschlagenen Wege aus der Krise bedürfen einiger kritischer Bemerkungen:
M. Krall bewegt sich bei ihnen im Wesentlichen in der gegenwärtig installierten finanzwirtschaftlichen Rahmenordnung und dem ‚Privatisierungsmantra‘:
Die beiden Vorschläge eines und einer , die alle Schulden über der Maastrichtgrenze (60% des BIP) übernimmt und Eigentümer aller privatisierten Vermögenswerte der betroffenen Mitgliedstaaten wird, um diese dann besser zu verwalten und zu verwerten, bewirken in Wirklichkeit noch mehr Macht in den Händen des Großkapitals.
Ich habe daher in meinem Ausweg-‚Manifest‘ (Anlage), das bereits in acht Sprachen übersetzt worden ist, einen angemessenen Beitrag der Großkapitaleigner für die Gemeinwesen und die Entschuldung der Staaten im Rahmen einer strategischen Steuerreform eingefordert und für die gemeinwohlorientierte Sanierung des Finanzwesens die Einführung von ‚Vollgeld‘ und ein neues Weltwährungsabkommen angeregt.
H. Wohlmeyer, 20. 1. 2018
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