Das Handelsblatt berichtet:
Wird Deutschland Zahlmeister einer Europa-Regierung?
Wenn
dem Bundestag ein Vertrag zur Schaffung einer europäischen
Wirtschaftsregierung unter Rückgriff auf den deutschen Steuerzahler zur
Ratifizierung vorläge, würde ihn jeder lesen und ein Aufschrei ginge
durch die Nation. Wenn es um einen Vertrag zur Gründung eines ESM geht,
liest ihn nur eine kleine Minderheit und der Aufschrei bleibt aus. Dabei
wird das Ergebnis dasselbe sein. ESM steht für Europäischer
Stabilitätsmechanismus. Er soll europäischen Ländern in
Finanzschwierigkeiten mit Krediten aushelfen. Er hat ein genehmigtes
Kapital von 700 Milliarden Euro, für das Deutschland mit seiner Quote
von 27 Prozent oder 190 Milliarden Euro haftet. Eventuell geht die
Haftung sogar darüber hinaus, denn ein Vertragsartikel legt fest, dass
jedes Land für nicht bezahlte Kapitalanteile eines anderen aufkommen
muss, ohne jede Begrenzung und ohne jeden Verweis auf den Artikel, der
die Haftung eigentlich auf den eigenen Kapitalanteil begrenzt.
Außerdem kann der Gouverneursrat des ESM - der
sich aus Vertretern der beteiligten Länder zusammensetzt - jederzeit
eine Erhöhung des ESM-Kapitals beschließen. Dazu gibt es zwar eine
Vorschrift, die so klingt, als müssten die nationalen Parlamente das
ratifizieren. Tatsächlich ist aber nur gefordert, dass der jeweilige
ESM-Gouverneur eines Landes dem ESM sagt, das "nationale Verfahren" sei
abgeschlossen. Dass die Vertragsgestalter das Wort Ratifizierung kennen
und benutzen, zeigt sich an anderer Stelle im Vertrag.
Stimmt es, dass ...
Tatsächlich
ist aufgrund des Wortlauts eine Ratifizierung nicht nötig, damit die
Kapitalerhöhung gilt. Wenn der deutsche Vertreter, dem der Vertrag
ausdrücklich Immunität zubilligt, dem ESM sagt, Deutschland stimme zu,
dann reicht das. Wenn ein Gericht nachträglich feststellen sollte, dass
diese Ansage ungesetzlich war, ändert das nichts mehr.
Dazu muss man sich klarmachen, dass Entscheidungen des ESM über die Vergabe von Krediten und über eine etwaige Aufstockung des Kapitals in aller Regel unter verschärften Krisenbedingungen und damit in Eile getroffen werden müssen. Wenn das "nationale Verfahren" nicht festgelegt ist, gibt es daher immer eine gute Begründung, warum es ganz ausnahmsweise genügt, wenn Mitglieder eines Parlamentsausschusses eine Kopfbewegung machen, die als Nicken interpretiert werden kann. Wenn Deutschland bereits mit mehreren 100 Milliarden Euro in Haftung ist, müssen ohnehin die Parlamentarier erst geboren werden, die die Zustimmung zu einer Aufstockung verweigern und damit die gegebenen Garantien schlagend werden lassen.
Dazu muss man sich klarmachen, dass Entscheidungen des ESM über die Vergabe von Krediten und über eine etwaige Aufstockung des Kapitals in aller Regel unter verschärften Krisenbedingungen und damit in Eile getroffen werden müssen. Wenn das "nationale Verfahren" nicht festgelegt ist, gibt es daher immer eine gute Begründung, warum es ganz ausnahmsweise genügt, wenn Mitglieder eines Parlamentsausschusses eine Kopfbewegung machen, die als Nicken interpretiert werden kann. Wenn Deutschland bereits mit mehreren 100 Milliarden Euro in Haftung ist, müssen ohnehin die Parlamentarier erst geboren werden, die die Zustimmung zu einer Aufstockung verweigern und damit die gegebenen Garantien schlagend werden lassen.
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