2014-01-22

Zeit-Fragen 2014

Standortbestimmung zum Jahresbeginn

Wenn wir uns zu Beginn eines neuen Jahres besinnen, welche Aufgaben wir als einzelne und als Menschheit noch ungelöst ins neue Jahr hinübernehmen und mit welchen weiteren Aufgaben wir uns vielleicht konfrontiert sehen, kann uns das auch Anlass sein, sich auf die Grundlagen zu besinnen, auf denen wir diese Fragen und Probleme angehen wollen und können.
Zeit-Fragen orientiert sich dabei an denjenigen Werten des menschlichen Zusammenlebens, die sich in allen Kulturen als grundlegend für ein Zusammenleben in Freiheit, Gleichwertigkeit und Würde aller Menschen bewährt haben.
Innerhalb eines Landes und im zwischenstaatlichen Umgang muss als unverrückbare Grundlage das Prinzip des Rechtes vor dem Prinzip der Macht stehen. Dazu gehört auch, dass die Souveränität eines jeden Staates gewahrt wird und alle Staaten grundsätzlich als gleichwertig respektiert werden. Die Geschichte und nicht zuletzt die Zeitgeschichte der letzten 25 Jahre hat uns zur Genüge gelehrt, dass gewalttätige Einmischungen von aussen – unter welchem beschönigenden Vorwand wie «Schutz der Menschenrechte», «Schutzverantwortung» oder «humanitäre Intervention» auch immer – in Wirklichkeit immer von Macht- und Profitinteressen getragen waren und in keinem einzigen Fall zu einer echten Lösung und zu einer Verbesserung des Lebens der Menschen beigetragen haben.
Krieg steht immer im Dienste der Macht und des Profits – er widerspricht der menschlichen Natur zutiefst. Ein echter Fortschritt ist nur auf dem Wege der völkerrechtlich verankerten friedlichen Konfliktbeilegung (im Sinne der Uno-Charta) möglich. Frieden ist eine der grundlegendsten Voraussetzungen menschlichen Lebens und menschlicher Entwicklung. Leider sind wir in vielen Teilen der Welt weit davon entfernt.
Die Schweiz hat mit ihrer immerwährenden bewaffneten Neutralität ein Modell geschaffen, das sowohl dieser politischen Realität als auch der Forderung nach Frieden Rechnung trägt. Die Maxime besagt, dass wir uns selber verteidigen, um unsere Freiheit und unser Selbstbestimmungsrecht, Menschen und Land zu schützen, dass wir uns aber niemals in den Dienst der Machtpolitik anderer stellen wollen. In diesem Sinne steht das Recht auf Selbstverteidigung jedem Nationalstaat zu.
Das Prinzip, dass Recht vor Macht gehen muss, gilt auch innerhalb eines Staates. In der schweizerischen Erfahrung ist es der Föderalismus, ein von unten nach oben aufgebautes Staatswesen, das den inneren Frieden am besten gewährleistet. Zentralistische Tendenzen bergen stets den Keim des Machtmissbrauchs in sich und gefährden diesen Frieden. Wo Lösungen von den direkt Betroffenen beeinflusst und gestaltet werden können, wie dies in der direkten Demokratie der Schweiz auf allen staatlichen Ebenen, von der Gemeinde über den Kanton bis zum Bund, der Fall ist, hat jeder Einzelne rechtlich verankerte Möglichkeiten, selbstverantwortlich und unmittelbar an der Gestaltung des Zusammenlebens mitzuwirken und für das Gemeinwohl Mitverantwortung zu übernehmen. Die Schweizer Erfahrung zeigt, dass wir damit eine  Grundlage für tragfähige, menschenwürdige Lösungen von Problemen haben, so dass diese nicht zu gewalttätigen Formen der Auseinandersetzung führen müssen.
Was für das politische Zusammenleben im allgemeinen gilt, muss auch für die weiteren Bereiche unseres sozialen Lebens im kleinen wie im grossen Gültigkeit haben. Die Wirtschaft soll kein Eigenleben führen, und es ist auch nicht der Markt, der sie bestimmt. Wirtschaftliche Tätigkeit ist Teil des menschlichen Lebens, seit es Menschen gibt. Sie wird von Menschen gestaltet, und sie muss dem menschlichen Leben, dem Wohle aller dienen. Eine solche Wirtschaft respektiert und achtet auch die Schätze der Natur und die Errrungenschaften der verschiedenen Kulturen. Das Uno-Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe wird uns Anlass sein, diese Zusammenhänge immer wieder auszuleuchten und daran zu erinnern, dass es die familiengeführten Kleinbetriebe sind, und nicht Agromultis oder Grosskonzerne, die eine echte Perspektive gegen den Hunger bilden – einem weitereren Skandal unserer Welt und auch er ein Ausfluss von Machtpolitik und Profitgier, die vor Recht gehen.
Diese Werte und Forderungen für das Zusammenleben im grösseren Rahmen entsprechen der personalen Auffassung vom Menschen: Jeder Mensch ist Person, fähig zu Vernunft und Ethik. Als soziales Wesen ist der Mensch Teil der menschlichen Gemeinschaft, in der er lebt. Im Rahmen seiner Familie, seiner gesellschaftlichen Umgebung und seiner Kultur entwickelt er seine persönliche Identität. Seelische Entwicklung vollzieht sich in der Beziehung zu seinen Mitmenschen – es entspricht seiner Sozialnatur, seine individuelle Persönlichkeit um so besser entfalten zu können, je mehr er sich mit seinen Mitmenschen verbunden fühlt.
Daher steht unser Wirken auf der Grundlage des personalen Menschenbildes und der Erkenntnisse der personalen Anthropologie, einer personalen Psychologie und Pädagogik. Das Wohl des Einzelnen und das Gemeinwohl dienen uns dabei als Massstab. Genauso wie im grösseren Zusammenleben muss auch im Rahmen der menschlichen Beziehungen die Gleichwertigkeit der Menschen grundsätzlich respektiert werden. Treu und Glauben – Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit als Basis müssen sowohl im zwischenmenschlichen Umgang als auch im öffentlichen Bereich und in den Medien gelten. Es widerspricht der Würde des Menschen, es widerspricht der Souveränität und Integrität des Einzelnen wie der Völker, wenn manipulative Methoden zur Lenkung der Menschen zum Einsatz kommen. Die freie Meinungsbildung im politischen Feld muss grundsätzlich gewahrt bleiben, sonst sind Kriegshetze und Machtmissbrauch Tür und Tor geöffnet.
Tendenzen, die diese grundlegenden Werte in Frage stellen, gefährden oder gar zu ruinieren drohen, thematisieren wir entsprechend kritisch. Mit unserer Genossenschaft, unserem Engagement, unserer Zeitung wollen wir dem entgegenwirken.
Das sind unsere ethischen Grundlagen, für diese Werte stehen wir ein.
Die Redaktion

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