Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der bedeutendste Solarpionier Österreichs und europaweit einer der wichtigsten Verfechter der Energiewende in der Nacht auf den 31. August in Annaberg friedlich entschlafen. Geboren am 25. März 1934 in Reisenberg/Niederösterreich, aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, ausgebildet als Elektrotechniker, verlangte Franz Nießler bereits 1969 (!) den Ausstieg aus Öl und Gas. Seit der Ölkrise 1973 zeigte er u.a. auch als Journalist auf, dass Österreich auf Basis heimischer erneuerbarer Energien – also ganz ohne fossil-atomare Energieträger – in zehn Jahren energieautonom werden kann. Beharrlich, feurig, authentisch und mit einem Fachwissen wie kein zweiter widmete er sein Leben dem Ziel einer nachhaltig regionalen, dezentralen und erneuerbaren Energieversorgung.
Er erstellte regionale Energiekonzepte für zahlreiche Kommunen und initiierte Erneuerbare-Energien-Projekte. Immer wieder plädierte er für die Energieautarkie von Gemeinden und Regionen. 1988 etablierte Franz Niessler zusammen mit anderen engagierten Mitstreitern den Wiener Solarstammtisch, der als der beste der Welt gilt. In unnachahmlicher Weise moderierte er diesen bis kurz vor seinem Ableben, sorgte für Top-Referenten und schaffte damit die Plattform für einen wohl einzigartigen Informations- und Erfahrungsaustausch zum Thema. Damit brachte er unzähligen Menschen die Notwendigkeit einer Energiewende und des eigenen Tuns näher. Einer davon ist Wolfgang Löser, Gründer des ersten energieautarken Bauernhofs Österreichs.
Triebfeder der Energiewende
1989 initiierte Franz Niessler die Gründung von EUROSOLAR AUSTRIA. Er hatte auch maßgeblichen Anteil daran, dass die kostendeckende Vergütung für Strom aus Erneuerbaren Energien in Österreich bekannt und eingeführt wurde. Auch war Nießler einer der Triebfedern bei der Konzeption des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) in Deutschland. Dieses wurde inzwischen von 65 Ländern weltweit übernommen und sorgt unter anderem dafür, dass Strom aus Photovoltaik inzwischen weit billiger als Strom aus der Steckdose ist. Er engagierte sich zudem in vielen Bürgerbeteiligungsprojekten zur Wind- und Solarenergie. Daneben setzte er sich besonders für die Wärme-Kraft-Kopplung ein.
Franz Niessler war umfassend vernetzt und schonte weder Freund noch Feind mit seiner entwaffnenden Direktheit und Ehrlichkeit. Obwohl er sich nie scheute anzuecken, wirkte er gleichzeitig verbindend und pflegte gute Kontakte zu Mitstreitern aus allen Parteien und zu Nichtregierungsorganisationen. Unabhängigkeit war für Franz Nießler ein hohes Gut, weshalb er sich auch im Hintergrund für den Austritt aus der EU einsetzte.
Vorbild an Zivilcourage
Für seine Verdienste erhielt Franz Nießler zahlreiche Ehrungen, unter anderem den Österreichischen Solarpreis 1999, den Zivilcourage Award 2010 und den Europäischen Solarpreis für sein persönliches Engagement 2012. „Er war/ist ein österreichischer Hermann Scheer und so wie dieser eine Kerze, die an zwei Enden gebrannt hat“, würdigt ihn der bedeutende Agrarökonom und Buchautor Heinrich Wohlmeyer. Mit seiner Ausdauer und Durchsetzungskraft bleibt er vielen Menschen in Österreich und darüber hinaus ein Vorbild.
„Der Vorstand von Eurosolar ist tief erschüttert und wird sich bemühen, in Franz Niesslers Sinne weiterzuarbeiten, wenngleich sein Tod eine tiefe Lücke hinterlassen wird“, erklärt Eurosolar-Austria-Vorsitzender RA Dr. Hans Otto Schmidt. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau Ingrid, die ihn in seinem Wirken stets unterstützte, und allen weiteren Angehörigen. Danke, lieber Franz. Es ist von unschätzbarem Wert, was Du für uns und die nachfolgenden Generationen geleistet hast!
Die Gedenkfeier findet nächsten Donnerstag, dem 12.9.2013, um 15 Uhr in der Halle 2 am Ottakringer Friedhof in Wien statt.
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