Preise explodieren in der EU und was wurde uns vor der Volksabstimmung gesagt?
Meldungen der Medien vor und nach der Volksabstimmung:
"EU: Preise rutschen um bis zu 70 Prozent. Nach einem EU-Beitritt
kann sich jeder österreichische Vier-Personenhaushalt am Ende des
Jahres rund 12.000 Schilling auf’s Sparbüchl legen."
(Standard, 8.3.94)
"Für die Konsumenten bedeutet dies Preissenkungen von 20 Prozent
vor
allem für Autos, elektrische Geräte, Bekleidung, Fotoapparate
und Werkzeuge."
("Argumente für den Beitritt Österreichs zur EG", ÖVP-Flugblatt
1988)
"EG würde Preise um neun Prozent drücken"
(Standard über eine WIFO-Studie, 25.11.89)
"Die Bandbreite der Konsumentenpreise wird im Falle eines EG-Beitritts
- im Vergleich zum Nichtbeitritt - um 5 bis 6 Prozent sinken."
(Kurier, 2.3.92)
"Alles wird billiger, vor allem landwirtschaftliche Produkte."
(Krone, 3.3.94)
"Die Verbraucherpreise blieben 1995 mit minus 0,8 Prozent nahezu
konstant."
(Standard, 11.4.96)
"Ikea-Möbel bis zu 91 Prozent teurer als in Deutschland."
(TT, 28.10.95)
"Mehl wird in Bayern um die Hälfte billiger angeboten."
(Blickpunkt über eine AK-Tirol-Einkaufsstudie, 24.1.96)
"Benetton-Jeans und -T-Shirts sind in Österreich um rund 30
Prozent teurer als in Italien."
(Studie der AK Wien, TT, 18.2.95)
"Babynahrung ist teurer als bei EU-Nachbarn. Für eine Familie
mit einem Baby ergeben sich laut AK Mehrkosten von 150 S gegenüber
dem EU-Nachbarn Deutschland."
(TT, 21.1.95)
"Reisen in Länder der Europäischen Gemeinschaft werden
um 2 Prozent teurer."
(TT, 21.1.95)
"Durch den EU-Beitritt wird Reisen nicht etwa billiger, sondern voraussichtlich
teurer. Die Preise werden um rund sieben Prozent steigen."
(Kurier, 3.11.94)
"Bei Reisen droht in der EU sieben Prozent Teuerung"
(TT, 13.7.94)
"Lebensmittel werden insgesamt nicht billiger."
(Presse vom 14.1.95 lt. Auskunft des WIFO)
"Obst und Gemüse auch bei EU-Beitritt nicht billiger"
(Kurier, 30.7.94)
"Unterhaltungselektronik dürfte auch nach dem EU-Beitritt nicht
billiger werden.
(TT, 12.10.94)
"Kaffeegenuß wird mit EU-Beitritt teurer."
(TT, 13.12.94)
"Drogeriewaren liegen in Kärnten noch um 27,8 Prozent über
dem italienischen Niveau."
(AK-Kärnten-Studie, Standard, 24.6.95)
"Zwischen 20 und 77 Prozent betragen die Preisunterschiede bei Medikamenten
zwischen Italien und Österreich."
(AK-Kärnten-Studie, SN, 10.2.96)
"Einzelne Elektrogeräte kosten in Wien um bis zu 36 Prozent
mehr als in Berlin."
(AK-Wien-Studie, Kurier, 10.8.95)
"Österreich bei Autopreisen EU-Spitzenreiter"
(Standard, 25.7.95)
"Autopreise werden in EU mangels Wettbewerb nicht sinken"
(Konsumentenschützer F. Koppe, TT, 28.7.94)
"EU-Beitritt bringt keinesfalls eine Preissenkung"
(Kurier, 27.7.94)
"Fernseher werden teurer"
(TT, 28.12.94)
"Trotz EU: Wein und Bier werden 1996 teurer"
(TT, 13.12.95)
Einmal Preisrutsch und retour
Nachdem die Volksabstimmungs-Propaganda das Feld so großartig
aufbereitet hat, brauchen die Handelskonzerne nur noch die Ernte einzuholen.
Doch offenbar bedürfte es gar keiner EU-Mitgliedschaft, denn bereits
1992 gibt es "Die Spar-Markenprodukte: schon jetzt zu EG-Preisen!" (Annonce
in der Kronenzeitung, 2.8.92), schon vier Tage vor der Abstimmung bieten
Familia & KGM "Euro-Preise!" (Annonce in der Kronenzeitung, 8.6.94)
und
der "Billa-Tiefpreishammer schlägt Euro-Preise" bereits Wochen vor
dem Beitritt (Postwurf vom Nov. 1994). Ab 1. Jänner 1995 ist
dann kein Halten mehr. Während bei Löwa die "EU-Preise purzeln",
gibt es bei Merkur "Europa-Preise", bei Spar den "Europa-Vorteil" und "Hunderte
EU-Preise bei Adeg". Sehen wir uns diesen "Preisrutsch" (Billa) ein bißchen
näher an.
Beispiele: Spar verkauft 1992 seinen Regio-Kaffee (500 g) zum EG-Preis
"statt bisher 44.90 bei uns jetzt nur 39.90". 1996 im Sommerschlußverkaufs-Prospekt
kostet dieselbe Ware wieder "statt 44.90 39.90 - Sie sparen 5.-" Da kommt
schon was zusammen. Bei Billa kostet das Toastbrot Delikatessa (500 g)
im November 1994 6.70 und dann durch den EU-Beitritt zum Jahreswechsel
statt "bisher 9.90 6.70" Schilling. Bumsti! Da braucht’s einen gar nicht
zu wundern, wenn heute dasselbe Toastbrot statt "bisher 9.90" gar nur mehr
7.90 kostet! Beim Merkur ist das Ölz Toastbrot (250 g) im Oktober
1996 um 12.90 zu haben, während "ab sofort" mit 1.1.1995 der "Europa-Preis"
von 9.90 verlangt wurde. Die 6er Packung Baguettes zum Aufbacken gibt’s
bei Billa zum Fest des EU-Beitrittes um nur S 7.90. Ein gutes Jahr und
ein paar Preishämmer-Aktionen später sind sie statt "bisher"
um 9.90 schon zum Aktionspreis von "jetzt" 7.90 zu haben. Für den
Iglo Polardorsch grätenfrei (400 g), den Adeg heute um 34.90 anbietet,
hat Adeg unter dem Titel "Guten Morgen, Europa!" Anfang 1995 statt "bisher
34.90 24.90" genommen. Bei solchen Preisstürzen wird einem ja schwindlig!
Die Spar-Läden "begrüßen das europäische Preisniveau"
am 1. Jänner 1995 und bieten die Lätta halbfett Margarine (250
g) mit dem "EU-Preisvorteil" um nur 7.90 an. Die Ablauffrist des Preisvorteils
ist allerdings recht kurz, denn 1996 kostet dieselbe Schmiere bei Spar
schon wieder "statt 9.90 7.90". Wer Spart, der hat. Wer bei der Wahrheit
Spart, der hat - gelogen. Für die Recheis Goldmarke Nudeln (500 g),
die Anfang 1995 von Adeg "ab jetzt" zum "EU-Preis" von 14.90 abgegeben
wurden, ist jetzt der Nicht-EU-Preis 19.90 zu bezahlen. Wie heißt’s
so schön: "Guten Morgen! Gute Preise! - Adeg". Im "Billa-Preissenkungspaket"
vom Mai 1996 rasselt die 6 l Haushaltspackung Maggi Rindfleischsuppe von
"bisher 18.90" auf "jetzt 15.90" herunter. Dabei hat sie sich bloß
vom EU-Eintritts-Preis von 14.90 erholt. Billa heute, denkt eben wirklich
an morgen. Usw. usw. Lassen wir das.
Unbestritten, ist viel von dem industriell gefertigten Dreck, den
wir zu uns nehmen, seit dem EU-Anschluß in den Kaufhäusern billiger
geworden. Bei vielen Waren ist der Preis allerdings, nachdem er sehr spektakulär
heruntergerutscht ist, wieder ganz unspektakulär hinaufgerutscht.
Das sollte hier gezeigt werden. Und daß wir, nicht nur mit billigster
Margarine, angeschmiert werden. Wie vor der Volksabstimmung. Wie immer.
Nebenbei gesagt, wird das Zeugs von früher heute z.T. auch in neuen
Verpackungseinheiten, unter anderen Titeln, in gestreckter Qualität
angeboten, womit das Vergleichen oft unmöglich wird. Schlußendlich
gar nicht gelungen ist uns der Preisvergleich mit einer ganzen Zeitungsseite
voller Angebote zum Volksabstimmungstermin unter dem Titel: "Da fällt
die Wahl leicht: Das sind Euro-Preise!" (u.a. Kl. Zeitung, 9.6.94).
"Wer am 12. Juni JA für die EU stimmt," hieß es da, "stimmt
auch für seine persönliche Kostenersparnis beim Einkaufen. Denn
dann könnten die Preise ab Anfang Jänner 95 unsere EURO-Preise
sein. Diesmal nur ein kleiner Vorgeschmack! Und das Warenangebot wird noch
vielfältiger." Den "Euro-Preis", der hier noch vom Konsum für
Sekt, Bier, Pizza usw. in Aussicht gestellt wurde, hat der Konzern inzwischen
selbst bezahlt. Oder vielmehr dessen Angestellte.
Quelle: Föhn
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