Lesen Sie über die Geschichte
Europa im amerikanischen Weltsystem. Bruchstücke einer ungeschriebenen Geschichte des 20. Jahrhunderts
Andreas Bracher, einer der Herausgeber der Europäischen Schriftenreihe
deutet schon im Titel des zweiten Bandes an, worum es geht: Europa im amerikanischen Wertesystem, Bruchstücke zu einer ungeschriebenen Geschichte des 20. Jahrhunderts, (ISBN 3-907564-50-2). Andreas
Bracher fasst wie folgt zusammen: (…) „Das neue Gebilde, die
„Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ (EKGS) war der
entscheidende erste Keim der heutigen Europäischen Union. Es war von vornherein als voller Staat angelegt (…)
Von Monnet stammte auch der Plan, mit dem Anfang der fünfziger Jahre
eine gemeinsame europäische Armee geschaffen werden sollte – ein Plan,
der allerdings 1954 im französischen Parlament abgelehnt wurde. (…) Zu
seinem großen Gegenspieler wurde schließlich de Gaulle, der 1958 in
Frankreich an die Macht kam. De Gaulles Konzept von einem „Europa der
Vaterländer“ war ein Gegenentwurf zu Monnets supranationalem Gebilde.
(…) Wenn die Amerikaner selbst ihr Hinarbeiten auf eine europäische
Einigung begründeten, so behaupteten sie anfangs, sie sei notwendig für
die Abwehr des Kommunismus. Auffällig ist aber, dass mit Mc Cloy, Averell Harriman und Dean Acheson
einige derjenigen Personen zu Inspirationen des europäischen
Einigungsprozesses wurden, die bereits seit 1944 auf den Bruch mit der
Sowjetunion bewusst hinarbeiteten. Das Gesamtszenario dieser Jahre legt
nahe, dass hier eine Gruppe von Menschen den Kalten Krieg forciert und dann als Hintergrund für andere Pläne benutzt hat.
Mit der Überbetonung der sowjetischen Gefahr entstand jene
politisch-psychologische Situation, in der die Europäer bereit waren,
sich unter dem Schild der USA zusammenzuschließen, um damit die
Westfesselung Deutschlands abzusichern. (…) Für die amerikanische
Politik ist es ebenso wichtig gewesen, dass diese von ihr gewünschte
europäische Vereinigung freiwillig und aus eigener Initiative
hervorgegangen ist, wie es gewöhnlich wichtig für sie ist, in einem
Krieg die anderen dazu zu bringen, die Rolle des Angreifers und des
Schuldigen zu übernehmen. Es ist jene raffiniert-unscheinbare, indirekte
Art der Herrschaftsausübung, wie man sie auch vom Aufbau des Römischen
Reiches kennt, das sich ja durch lauter Verteidigungskriege und
Defensivbündnisse vergrößerte. (…)
Wenn man dieses Triebwerk in
Gang halten wollte, so gehörte dazu auch, die Furcht vor Deutschland
lebendig zu halten. Das ist ein wesentlicher Grund für die ungeheure
Bedeutung der NS-Thematik in der westlichen Öffentlichkeit und dafür,
dass es so wichtig war, die Erinnerung an diese Vergangenheit zu
pflegen. (…) das „Aktionskomitee“, das er 1955 gegründet hatte, wurde
teilweise aus den USA finanziert: von der Ford-Foundation, deren Leiter
zeitweise sein Freund McCloy war. Angesichts dieser Tatsachen ist es
bemerkenswert und geradezu verdächtig, mit welcher Hartnäckigkeit die
Geschichtswissenschaft dieses enge Verhältnis in dem Sinne deutet, dass
Monnet die USA für die Durchsetzung seiner eigenen, „europäischen“ Ziele
benutzt hätte. Das Umgekehrte wird nur selten in Erwägung gezogen.“
Die
Europäische Einigung war von Anfang an keine demokratische Entscheidung
der Menschen in Europa. Monnet war ein Agent, vor allem amerikanischer
Interessen. So analysiert Andreas Bracher in seinem Werk sinngemäß: Aus
Sorge vor einer Versöhnung Frankreichs mit Deutschland und einer
Abkoppelung von den Vereinigten Staaten als möglicher Beginn einer
eigenständigen, von Washington unabhängigen europäischen Politik löste
der deutsch-französische Vertrag von 1963 hektische Aktivität hinter den
Kulissen aus, bis der Deutsche Bundestag dem Vertrag eine Präambel
voranstellte, durch das ausdrücklich die Bindungen an die USA bestätigt
wurden.
Das ist noch ein Indiz, dass die Richtung zu einem „Europa
der Vaterländer“ – welches auch heutzutage von vielen gefordert wird
-, schon vor Jahrzenten verhindert wurde.
Andreas Bracher
abschließend: „Die Schreckensvision aller westlichen Politiker der
Nachkriegszeit ist ein neutrales Gesamtdeutschland, das sich mit der
Sowjetunion aussöhnen könnte. Das galt es zu verhindern, und ein Mittel
dazu war die EU“ (…).
Österreich wird es ohne EU besser gehen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen