hep. Am 28.11.2012 wurde in der
Landesverteidigungsakademie in Wien das neueste Buch des
österreichischen Agronomen und Wirtschaftswissenschaftlers Heinrich
Wohlmeyer «Empörung in Europa – Wege aus der Krise» vor mehr als
200 interessierten Zuhörern vorgestellt. Auf dem Podium diskutierten
darüber Claus Reitan, Chefredakteur der Wochenzeitschrift Die Furche,
DI Dr. Stefan K. Zapototcky, Finanzberater und ehem. Vorstand der Wiener
Börse, Brigadier MMag. Wolfgang Peischel, Chefredakteur der
Österreichischen Militärzeitung, Univ. Prof. Markus F. Hofreither,
Institut für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung an der Universität für
Bodenkultur in Wien, und DI Rudolf Svoboda, Unternehmer und Vorsitzender
der Vereinigung christlicher Unternehmer (VCU).
Nach der Begrüssung durch Brigadier Mag. René Ségur-Cabanac, dem stellvertretenden Kommandanten und Chef des Stabes der Landesverteidigungsakademie, stand in der zweistündigen Diskussion über die Thesen von H. Wohlmeyer die Frage im Zentrum, was das Land Österreich für die Zukunft brauche. Im Mittelpunkt stand die Frage nach einer zukunftsorientierten Wirtschaft, die den Bürgern dienen und die auch von diesen gestaltet werden solle.
Nach der Begrüssung durch Brigadier Mag. René Ségur-Cabanac, dem stellvertretenden Kommandanten und Chef des Stabes der Landesverteidigungsakademie, stand in der zweistündigen Diskussion über die Thesen von H. Wohlmeyer die Frage im Zentrum, was das Land Österreich für die Zukunft brauche. Im Mittelpunkt stand die Frage nach einer zukunftsorientierten Wirtschaft, die den Bürgern dienen und die auch von diesen gestaltet werden solle.
Ein Blick auf Österreich
Zuerst ein kurzer Blick auf Österreich. Es ist ein
kleines Land mit 8,5 Millionen Einwohnern, von denen mehr als zwei
Drittel ihr Einkommen im Bereich des Dienstleistungssektors verdienen,
das übrige Drittel entfällt mehrheitlich auf Industrie und Gewerbe. Ein
Anteil von 5% der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft tätig. Die
Staatsverschuldung des Landes ist hoch. Im Jahr 2011 betrug sie mehr als
230 Milliarden Euro (72,4% des BIP), was einer Verschuldung pro
österreichischem Erwerbstätigen von 55 305 Euro entspricht. Die
Zinsleistung dafür beträgt 8,2 Milliarden bzw. 1970 Euro für jeden
Arbeitenden pro Jahr und ist weiter im Steigen begriffen
(www.staatsschulden.at). Zum Vergleich: Allein die jährliche
Zinsleistung ist so hoch wie die Ausgaben für die Pflichtschulen
(4,6 Milliarden Euro) und die Universitäten (3,6 Milliarden Euro).
Eine Million armutsgefährdet
Die Arbeitslosenquote lag im Dezember 2012 bei 8,6%.
Insgesamt waren damit 385 438 Personen in Österreich ohne Arbeit und
damit um 6,9% mehr als im Dezember 2011. Parallel dazu mussten im Jahr
2011 etwa 13%, das sind mehr als eine Million Österreicher (!), als
armutsgefährdet bezeichnet werden – und das, obwohl Österreich nach wie
vor zu den reichsten Ländern der Welt gehört. Einen grossen Teil der
davon Betroffenen machen Alleinerziehende und Frauen ohne oder mit zu
geringer Pension aus.
Ungleiche Verteilung
Die Zahl der täglich ausgegebenen warmen Mahlzeiten
eines grossen Wiener Caritas-Obdachlosenzentrums hat sich binnen zehn
Jahren auf 94 000 fast verdoppelt. Die Sozialmärkte verzeichneten im
Jahr 2012 mit 45 000 Berechtigungskarten einen neuen Höchststand.
Gleichzeitig wurden nie so viele teure Autos gekauft wie im vergangenen
Jahr 2012. BMW, Mercedes, Porsche und Ferrari verzeichneten bis November
trotz eines insgesamt schrumpfenden Automarkts zweistellige
Zuwachsraten. In anderen Zahlen ausgedrückt: 187 Personen in Österreich
hatten 2011 ein Brutto-Jahresgehalt von mehr als einer Million Euro.
Eine Million Beschäftigte im gleichen Land verdienten weniger als
10 000 Euro im Jahr. 5% der österreichischen Haushalte besitzen 45% des
gesamten Vermögens. 40% der Haushalte haben ein Nettovermögen von
weniger als 50 000 Euro («Kurier», 30.12.2012).
Den eigenen Blick nicht vernebeln lassen
Dazu H. Wohlmeyer: «Wenn die Staaten und anderen
Gemeinwesen zunehmend notleidend werden und eine Generation, die weder
Krieg noch echte Not erlebt hat, auf ihre bisher selbstverständliche
Alimentierung pocht; und wenn diese Generation noch dazu keine
‹Opferkultur›, sondern nur Fordern und aufputschende Events kennt, dann
muss vorrevolutionäres Potential geortet werden. Dieses können sich
radikale Organisationen und ausländische Mächte zunutze machen. Wir
haben uns offenbar auf einem Pulverfass verdrängend-unkritisch
‹wohnlich› eingerichtet. Die Jugendkrawalle in Frankreich und England
sollten Warnungen sein.» (S. 227)
Bürgerkriegsähnliche Zustände in der Folge von Verschuldung, sozialer Spannung und Arbeitslosigkeit nahm Heinrich Wohlmeyer in der Landesverteidigungsakademie auch als Ausgangspunkt seiner Darstellungen. Überzogene Sparmassnahmen könnten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, Flüchtlingsströmen und inneren Unruhen führen. (Zeit-Fragen berichtete darüber.) Wohlmeyer wies darauf hin, dass die Schweizer Armee eine Eskalation der Lage in den EU-Krisenländern derzeit für möglich halte und mit Auswirkungen auf die innere Sicherheit der Schweiz rechne. Derartige Szenarien würden bei Manövern bereits geübt.
Bürgerkriegsähnliche Zustände in der Folge von Verschuldung, sozialer Spannung und Arbeitslosigkeit nahm Heinrich Wohlmeyer in der Landesverteidigungsakademie auch als Ausgangspunkt seiner Darstellungen. Überzogene Sparmassnahmen könnten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, Flüchtlingsströmen und inneren Unruhen führen. (Zeit-Fragen berichtete darüber.) Wohlmeyer wies darauf hin, dass die Schweizer Armee eine Eskalation der Lage in den EU-Krisenländern derzeit für möglich halte und mit Auswirkungen auf die innere Sicherheit der Schweiz rechne. Derartige Szenarien würden bei Manövern bereits geübt.
Es gibt Wege aus dem Finanzdesaster
«Das Geld», so H. Wohlmeyer, «das den Staaten
anfangs geradezu aufgedrängt wurde, um später durch entsprechendes
Rating die Zinsen zu erhöhen, wurde aus dem Nichts geschaffen
(fiat-money). Es muss nun geordnet wieder ins Nichts zurückgeführt
werden, um extreme soziale Verwerfungen mit unabsehbaren Folgen zu
vermeiden. Die aufgebaute Finanzblase beträgt derzeit ungefähr das
Dreifache des Weltbruttoproduktes – also des Wertes aller Waren und
Dienstleistungen, die weltweit erstellt werden. Sie durch
Schuldenverzicht oder durch die Einhebung angemessener Beiträge der
Finanzmächtigen nach dem Prinzip der ökonomischen Leistungsfähigkeit
geordnet implodieren zu lassen, ist ein Gebot der Stunde und die einzige
Alternative zu sozialem Kahlschlag, grösstem Leid, Chaos und
Bürgerkrieg oder Krieg.» (S. 251)
Weiter schlägt Wohlmeyer vor, dass der Finanzsektor, der nicht mehr den Bürgern dient, sondern parasitären Charakter angenommen hat, durch eine demokratische «Revolution von unten» in die Gemeinwohlpflicht genommen werden müsste. Er zitiert den bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der das Verhältnis Finanzindustrie und staatliche Verantwortung mit den Worten: «Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden», charakterisiert hat. (S. 253) Wenn wir die Geldwirtschaft in geordnete Bahnen lenken wollen, empfiehlt der Autor entschieden, dass wir uns an Irving Fisher halten, einen wichtigen Ökonomen der USA, der sich mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren auseinandergesetzt hat. «100%-money», also Vollgeld bzw. nur Notenbankgeld, darf dann von Banken verliehen werden. «Dieser Weg wäre im Euroraum möglich, indem die EZB bei Auslaufen von Anleihen mit eigenem, zinsenfreien Geld einspringt und so zur Entschuldung der Staaten beiträgt, statt den Banken billiges Geld zu geben, das sie dann entweder mit einem hohen Aufschlag weiterverleihen oder zur Überbrückung von Risikoperioden bei der EZB ‹parken›» (S. 256). Es brauche eine starke Bewegung, die eine derartige Neuordnung einfordert, um den Widerstand der selbsternannten Finanzeliten zu brechen.
Weiter schlägt Wohlmeyer vor, dass der Finanzsektor, der nicht mehr den Bürgern dient, sondern parasitären Charakter angenommen hat, durch eine demokratische «Revolution von unten» in die Gemeinwohlpflicht genommen werden müsste. Er zitiert den bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der das Verhältnis Finanzindustrie und staatliche Verantwortung mit den Worten: «Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden», charakterisiert hat. (S. 253) Wenn wir die Geldwirtschaft in geordnete Bahnen lenken wollen, empfiehlt der Autor entschieden, dass wir uns an Irving Fisher halten, einen wichtigen Ökonomen der USA, der sich mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren auseinandergesetzt hat. «100%-money», also Vollgeld bzw. nur Notenbankgeld, darf dann von Banken verliehen werden. «Dieser Weg wäre im Euroraum möglich, indem die EZB bei Auslaufen von Anleihen mit eigenem, zinsenfreien Geld einspringt und so zur Entschuldung der Staaten beiträgt, statt den Banken billiges Geld zu geben, das sie dann entweder mit einem hohen Aufschlag weiterverleihen oder zur Überbrückung von Risikoperioden bei der EZB ‹parken›» (S. 256). Es brauche eine starke Bewegung, die eine derartige Neuordnung einfordert, um den Widerstand der selbsternannten Finanzeliten zu brechen.
Auch Parallelwährungen sind sinnvoll
Als erste konkrete Schritte auf dem Weg aus der
Krise empfiehlt der Autor die Einführung einer Transaktionssteuer auf
den Handel mit Geld, eine allgemeine internationale
Kapitalumsatzsteuer, eine Internetabgabe, die Besteuerung der
Finanzgrossvermögen und den schon angesprochenen Weltschuldenschnitt.
Auf flankierende Massnahmen, die ein sanftes Auslassen der Finanzblase
zur Folge hätten und Spielraum für länderspezifische Ergänzungen schüfen
wie Parallelwährungen oder Expressgeld und Schwundgeld in der Tradition
des Wörgler Modells, geht Heinrich Wohlmeyer in seinem grossen Kapitel
über Wege aus der Finanzkrise detailliert ein.
Leistungsdenken und Wertebasis für unsere Jugend vordringlich
Stefan Zapotocky betonte in diesem Zusammenhang,
dass er als Vorstandsmitglied der Wiener Börse in den Jahren 2000 bis
2006 mit grossem Unbehagen beobachtet hatte, wie wenig wir von
Österreich aus den US-Investmentbanken entgegengesetzt hätten und wie
schwach die Bereitschaft war, in den eigenen Wirtschaftsstandort
Österreich zu investieren. In dieser Zeit hätten angloamerikanische
Fonds 30 Milliarden Euro Ertrag aus unserem Land abgezogen. Auch wies er
darauf hin, dass wir über unsere eigenen Verhältnisse gelebt hätten und
es ganz zentral darauf ankommen werde, inwieweit wir der Jugend eine
richtige Einstellung zu Leistung vermitteln und ihr eine Wertegrundlage
mitgeben und ob wir das ganze Gewicht auf Bildung und Ausbildung legen
werden. Ein Unternehmen – so Dr. Zapotocky – kann heute nur unter drei
Bedingungen langfristig erfolgreich sein: Es braucht Menschen mit einer
moralisch integren Wirtschaftsauffassung und muss mit der Region
verbunden sein, es muss einem Leistungsdenken verpflichtet sein, das
heisst, es muss dem Anspruch höchster Qualität und gleichzeitig grosser
Sparsamkeit genügen und schliesslich mit den umweltbedingten
Erfordernissen in Einklang stehen.
Naturrecht als Richtschnur
Brigadier Peischel schlug in interessanter Weise
eine Brücke zur Militärwissenschaft, indem er auf die Aufgabe der
Streitkräfte zum Schutz einer Gesellschaft, die von aussen und innen
bedroht ist, Bezug nahm und die Wichtigkeit der Allgemeinbildung in der
militärischen Ausbildung betonte. Humanistische Allgemeinbildung, die
den mündigen und aufgeklärten Menschen bzw. Offizier im Auge hat, der
die Fähigkeit erwirbt, erhaltene Befehle auf ihre
naturrechtlich-moralische Fundierung zu prüfen und gegebenenfalls deren
Unrechtsgehalt zu durchschauen, sei zentral in der gegenwärtigen Zeit.
Er führte aus, dass hier selbst innerhalb des deutschen Sprachraums
grosse Unterschiede bestünden, die norddeutsche Militärschule weniger
auf ein breites allgemeinbildendes Fächerangebot ausgerichtet sei – bis
heute – als die Münchner oder die österreichische Militärakademie.
Darüber hinaus wies MMag. Peischel sehr prägnant auf die Problematik des
Bruchs von Völkerrecht im Namen der Menschenrechte hin und auf die
Gefahr, dass eine Art Gewohnheitsrecht entstehen könne durch solch
wiederholten Völkerrechtsverstoss im Namen der Sicherung der zivilen
Sicherheit in einem anderen Land. Es laufe auf ein Recht des Stärkeren
hinaus, wenn man das Völkerrecht als Grundpfeiler missachte.
Beweislast umkehren
Der Ökonom Prof. Hofreither ging in seinen
Wortmeldungen auf die Möglichkeiten der Politik bzw. des demokratischen
Rechtsstaats in der Konfrontation mit der Finanzmacht ein, eine Frage,
die in H. Wohlmeyers Buch ebenfalls thematisiert wird. Dort, wo es nötig
sei, müssen Schranken eingezogen werden. Nachdem wir in den 80er Jahren
zugelassen hätten, dass die Gesetze, die die Volkswirtschaften
schützten, aufgehoben wurden, nachdem wir das Anwachsen einer riesigen
Blase zugelassen hätten und auch eine Währungsunion geschehen liessen,
die nicht funktionieren kann, vor der viele gewarnt hätten und die uns
noch hohe Kosten verursachen werde, wäre es notwendig, die Beweislast
umzukehren. Hätten die Investmentbanker ihre «innovativen Produkte»
zuerst beim Staat genehmigen lassen müssen, zuerst nachweisen müssen,
dass sie gemeinwohlverträglich und -förderlich seien, hätte die Sache
anders ausgesehen. Es hätte viele Genehmigungsvorbehalte gegeben. Er
verglich den Vorgang mit Genehmigungsverfahren im Pharmabereich, wo auch
jedes Produkt einen langen Weg der Prüfung gehen müsse. Der Staat hätte
aktiver sein müssen. Er wäre jetzt informierter und müsste nicht den
Bankern nachlaufen, die zum Teil selbst nicht mehr wüssten, was passiert
ist.
Föderales Europa der Nationalstaaten ist ein hochmodernes Konzept
Die Eigenart Europas ist seine Vielfältigkeit. Die
modernen Nationalstaaten sind entstanden, um Rechtsgleichheit aller
Bürger eines Landes zu gewährleisten, und sind nicht, wie ständig
suggeriert wird, an sich Ursache für Kriegstreiberei, Aufrüstung und
Völkermord. Heinrich Wohlmeyer plädiert auch in diesem Sinn für ein
föderales Europa der Vater-/Mutterländer und lehnt einen politisch
angestrebten «europäischen Zwangsbundesstaat», der nationale Parlamente
mit ihrer Finanzhoheit bereits massiv geschwächt hat, entschieden ab.
Die Folgen sind bereits sichtbar, wie das Beispiel Österreich und die
oben dargestellte Lage der Menschen in dem Land deutlichmachen. Eine
Alternative besteht «in der Schaffung eines Staatenbundes in Form einer
vertieften EFTA mit einer gemeinsamen, demokratisch legitimierten
Rechts- und Friedensordnung. In einer solchen völkerrechtlichen
Konstruktion hätten auch die Schweiz mit ihrer hohen Demokratiekultur
und Island, das den erfolgreichen Aufstand gegen die Finanzdiktatur
vorgezeigt hat, ihren geschätzten Platz.» (S. 241)
Durchdenken der föderalen Struktur und der öffentlichen Dienste nach Schweizer Muster
In seinem dritten grossen Abschnitt «Handeln» widmet
sich der Autor den Wegen aus der Krise auf den unterschiedlichsten
Ebenen: Vergemeinschaftlichung und Rückkauf öffentlicher Dienste,
Erhaltung der Kleingemeinden, Förderung lokaler Genossenschaften,
Energie- und Ernährungsplanung u.v.m.
Schweiz als Vorbild für Europa
Ein Gedanke soll hier noch herausgegriffen werden:
Die föderale und demokratische Tradition der Schweiz und das
verantwortungsbewusste, wache und wertschätzende Leben des Schweizer
Bürgers als Vorbild für Europa. An einem kleinen Beispiel erklärt der
Autor, was er meint: Als Schulkind besuchte er nach dem Zweiten
Weltkrieg eine Schweizer Sekundarschule. Staatsbürgerkunde war
grossgeschrieben. Seine Gasteltern machten ihre Steuererklärung selbst
und informierten sich über die Ausgaben, die mit ihren Steuern
finanziert wurden auf den Ebenen Gemeinde, Bezirk, Kanton und Bund. Für
ihn ist der Kern dieses Modells die bestmögliche Delegation öffentlicher
Aufgaben nach unten, gepaart mit einer professionellen Kontrolle von
oben, die ihrerseits vom Staatsvolk, also von unten, überwacht wird. «In
Österreich hingegen wird den Schulkindern die für sie angeblich zu
komplizierte Einführung in das Gemeinwesen ‹erspart›. Auch bei der
Steuer ‹erspart› der Lohnsteuerabzug dem Arbeitnehmer die
Steuererklärung und damit die Beschäftigung mit öffentlichen Ausgaben.
Die meisten Österreicher kennen ihre lokalen Abgeordneten nicht, und
diese müssen sich auch nicht regelmässig der Befragung stellen.»
(S. 287)
Der Prozess der Gesetzgebung in der Schweiz, mit der Vorphase der Vernehmlassung, der Einbezug von Kantonen und interessierten Kreisen bei der Vorbereitung von Verfassungsänderungen und grösseren Vorhaben bis hin zur ‹referendumssicheren› Vorlage seien vorbildlich zum Beispiel für ein Land wie Österreich. Wir müssten es uns zur Aufgabe machen, die Politik des Bundes durch ein Referendum korrigieren zu können und unsere Demokratie um zentrale direktdemokratische Elemente zu erweitern. Da gebe es für uns und unsere Politiker einiges zu lernen, statt die Schweizer Kleinstaaterei zu verhöhnen.
Der Prozess der Gesetzgebung in der Schweiz, mit der Vorphase der Vernehmlassung, der Einbezug von Kantonen und interessierten Kreisen bei der Vorbereitung von Verfassungsänderungen und grösseren Vorhaben bis hin zur ‹referendumssicheren› Vorlage seien vorbildlich zum Beispiel für ein Land wie Österreich. Wir müssten es uns zur Aufgabe machen, die Politik des Bundes durch ein Referendum korrigieren zu können und unsere Demokratie um zentrale direktdemokratische Elemente zu erweitern. Da gebe es für uns und unsere Politiker einiges zu lernen, statt die Schweizer Kleinstaaterei zu verhöhnen.
Keine Demontage der Wehrpflicht und keine Söldnerheere
Entschieden wendet sich der Autor gegen ein Europa,
das sich mit Nato und europäischen Battlegroups in Waffen- und
Kriegsgeschäfte verwickeln lässt. Ebenso entschieden wendet er sich
gegen den Wettbewerb um wirtschaftliche und politische Macht. Er denkt
an ein «Europa, das ein wenig – wie die Schweizer nach der verlorenen
Schlacht bei Marignano (1515) – beschliesst, stille zu sitzen und sich
nicht mehr in die internationalen Händel einzumengen, sondern sich auf
die eigene Entwicklung zu konzentrieren.» (S. 323)
Tagespolitisch hochaktuell – am 20. Jänner wird über die Frage Wehrpflicht oder Berufsheer in Österreich abgestimmt – wendet sich Wohlmeyer dezidiert gegen das Demontieren der Milizheere und das flächendeckende Aufziehen von Berufsarmeen. Söldner wollen ihren Lohn und arbeiten dafür und werden ohne grössere moralische Hemmungen für fremde Interessen im In- und Ausland einsetzbar sein. Dagegen werden über das Milizsystem vielfältige Berufserfahrungen für das Gemeinwohl nutzbar gemacht und der soziale Integrationseffekt eines guten allgemeinen Wehrdienstes kann nicht hoch genug bewertet werden (vgl. S. 326).
Tagespolitisch hochaktuell – am 20. Jänner wird über die Frage Wehrpflicht oder Berufsheer in Österreich abgestimmt – wendet sich Wohlmeyer dezidiert gegen das Demontieren der Milizheere und das flächendeckende Aufziehen von Berufsarmeen. Söldner wollen ihren Lohn und arbeiten dafür und werden ohne grössere moralische Hemmungen für fremde Interessen im In- und Ausland einsetzbar sein. Dagegen werden über das Milizsystem vielfältige Berufserfahrungen für das Gemeinwohl nutzbar gemacht und der soziale Integrationseffekt eines guten allgemeinen Wehrdienstes kann nicht hoch genug bewertet werden (vgl. S. 326).
Informationsaskese für das Erkennen wesentlicher Zusammenhänge
Es geht in dem Buch «Empörung in Europa – Wege aus
der Krise» um konkrete Perspektiven und Möglichkeiten für den Einzelnen,
sanft aber entschieden gegen die gegenwärtigen zerstörerischen
geistigen und gesellschaftlichen Entwicklungen aufzustehen und Wege aus
der Krise zu gehen. Das Buch ist auch ein Gegenmittel gegen die ständige
Indoktrination, die besagt, dass es zur derzeitigen Lage und zu
politischen Entscheidungen keine Alternative gebe. Jeder kann etwas tun,
auch wenn die Bedingungen manchmal nicht einfach sind. Die moderne
Infotainment-, Event- und Werbekultur will uns mit oberflächlichem
Wissen zudecken. Wohlmeyer spricht in diesem Zusammenhang von einer
«notwendigen Informationsaskese, um sich für das Erkennen der
wesentlichen Zusammenhänge freizuspielen», indem man zum Beispiel
‹schwierige Bücher› liest, denn: «Wissen ist eine Holschuld».
Wir Mitbürger sind direkt angesprochen: «Wer die Zeitläufe offenen Auges ins Visier nimmt und nicht wie ‹Biedermann und die Brandstifter› verdrängend handelt, muss auf mehreren Ebenen höchste Alarmstufe ausrufen. (…) Jeder von uns ist zur Mitwirkung an der not-wendenden Kurskorrektur verpflichtet, wenn er nicht verantwortungslos und zukunftskriminell handeln will.» (S. 21)
Vielen Dank an Heinrich Wohlmeyer für die zahlreichen tiefgehenden Gedankenanstösse und Anregungen in seinem Buch. •
Wir Mitbürger sind direkt angesprochen: «Wer die Zeitläufe offenen Auges ins Visier nimmt und nicht wie ‹Biedermann und die Brandstifter› verdrängend handelt, muss auf mehreren Ebenen höchste Alarmstufe ausrufen. (…) Jeder von uns ist zur Mitwirkung an der not-wendenden Kurskorrektur verpflichtet, wenn er nicht verantwortungslos und zukunftskriminell handeln will.» (S. 21)
Vielen Dank an Heinrich Wohlmeyer für die zahlreichen tiefgehenden Gedankenanstösse und Anregungen in seinem Buch. •
Heinrich Wohlmeyer: Empörung in Europa – Wege aus der Krise
Konfuzius soll gesagt haben: Wer seine Lage erkannt hat, wie soll er aufzuhalten sein?!
Dieses «Überlebensbuch» gibt die «not-wendende» Orientierung zum Erkennen der Lage und zum Bewältigen der gesamtgesellschaftlichen Krise.
Es adressiert nicht nur die drängenden aktuellen Finanz- und Beschäftigungskrisen, sondern auch die im Hintergrund stehenden, meist unbeachteten zerstörerischen Denkschulen und Praktiken im Bildungswesen, in der Wirtschaft und im Alltagsverhalten.
Wer ernsthaft Orientierung und Auswege sucht, sollte zu diesem Buch greifen.
Die übersichtliche Gliederung und die Geschlossenheit der einzelnen Abschnitte ermöglichen nicht nur das rasche Auffinden, sondern auch das getrennte Lesen der wesentlichen Bereiche.
Empörung allein genügt nicht. Ihr muss konsequentes und konstruktives Handeln folgen. Das Wissen hierzu ist eine «Holschuld» – dieses Buch macht das «Holen» zumutbar.
Wohlmeyer schrieb in seinem Bestseller 2006 vor der Finanzkrise: «Es kommt die Zeit, wo jeder Vogel-Strauss seinen Kopf aus dem Sand ziehen muss, wenn ihn die Realität beim Kragen packt – und dies ist nun weltweit der Fall.»
Weil die politischen Entscheidungsträger den dringend empfohlenen Befreiungsschlag nicht wagen, hat er sich zu dieser Handlungsanleitung für einen gewaltfreien, aber mutigen und konstruktiven Aufstand der Bürger/innen entschlossen.
Er geht wieder nach dem bewährten Sachverständigenmuster SEHEN – URTEILEN – HANDELN vor; also nicht nur wahrnehmen und beklagen, sondern sachentsprechend anpacken.
Er benennt gerafft die gegenwärtigen monströsen gesellschaftlichen Entwicklungen, ihre Hintergründe und die dramatischen Folgen:
Wie werden wir geistig und materiell manipuliert und irregeführt – bis hin zur Gestaltung des Bildungssystems? Wie funktioniert die moderne Finanzsklaverei, der «Neofeudalismus»? Wie wurde der perfide Angriff auf den Euro organisiert? Sind Arbeitslosigkeit, prekäre Arbeitsverhältnisse und Zukunftsangst ein unvermeidliches Schicksal? Müssen wir uns zu Tode sparen?
Im Abschnitt III werden die konkreten Auswege aufgezeigt: am Gemeinwohl orientierte Reform des Finanzsystems und faire Regeln im Welthandel. Vor diesem Hintergrund Sanierung der notleidenden öffentlichen Haushalte. Genügend Mittel für Bildung, Kultur, öffentliche Dienste und die sozialen Netze sind erschliessbar. Arbeit für alle und Zukunftssicherheit sind möglich.
Die Vision «zukunftsfähiges Europa» – nicht als Weltmacht, sondern als ausstrahlendes Vorbild für eine glückhaft-friedliche Weltgestaltung – ist keine Utopie, wenn wir uns von der «tödlichen Verfangenheit im gegenwärtigen System» lösen, den Befreiungsschlag wagen und die Neugestaltung anpacken.
Der bekannte Karikaturist Markus Szyszkowitz bringt komplizierte Zusammenhänge bildlich auf den Punkt.
Heinrich Wohlmeyer, Gen. Dir. a. D., Hon. Prof., Dipl.-Ing. rer. nat., Dr. iur., Dipl. in Law, geboren 1936 in St. Pölten, studierte in Wien, London und den USA. Er war erfolgreich in Industrie- und Regionalentwicklung tätig und ist einer der wenigen Manager, die wegen ihres sozialen Engagements mit der Goldenen Arbeiterkammermedaille ausgezeichnet wurden. Er stand an der Wiege der Nachhaltigkeitskonzepte, entwarf das erste «Grüne Energieprogramm» für Österreich und thematisierte die Rückkehr von der Petrochemie zur kreislauforientierten Naturstoffchemie. Hierzu baute er die Österreichische Vereinigung für Agrar- und lebenswissenschaftliche Forschung und die Österreichische Gesellschaft für Biotechnologie auf. Er lehrte an der Technischen Universität Wien Kreislauforientierte Verfahrenssysteme und ist Honorarprofessor für Ressourcenökonomie und Umweltmanagement an der Universität für Bodenkultur in Wien.
Die beinahe widerspruchlos hingenommenen zerstörerischen internationalen Sachzwänge führten ihn zur Hinterfragung der Finanz- und Handelsordnung. Er initiierte die österreichische Ausgleichsabgabengesetzgebung, schrieb zahlreiche handelspolitische Artikel und verfasste insbesondere die Bücher The WTO, Agriculture and Sustainable Development, 2002, und Globales Schafe Scheren – Gegen die Politik des Niedergangs, 2006. In letzerem sagte er die Finanzkrise 2008 voraus und forderte eine vorsorgende Politik ein. Die bisherige «Beratungsresistenz» der Entscheidungsträger im Angesicht der monströsen Entwicklungen (insbesondere Eurokrise, Jugendarbeitslosigkeiten von 50%, unfinanzierbare Gemeinwesen und zunehmende Zerstörung der Lebensgrundlagen) veranlassten ihn, mit diesem «Aufstandsbuch» die zu beschreitenden Wege aus der Krise den Politikern und Bürgern ins «Überlebensstammbuch» zu schreiben.
Quelle: Verlagsmitteilung
Heinrich Wohlmeyer: Empörung in Europa – Wege aus der Krise. Wien 2012, ISBN 978-3-85052-320-2.
Ibera / European University Press
Konfuzius soll gesagt haben: Wer seine Lage erkannt hat, wie soll er aufzuhalten sein?!
Dieses «Überlebensbuch» gibt die «not-wendende» Orientierung zum Erkennen der Lage und zum Bewältigen der gesamtgesellschaftlichen Krise.
Es adressiert nicht nur die drängenden aktuellen Finanz- und Beschäftigungskrisen, sondern auch die im Hintergrund stehenden, meist unbeachteten zerstörerischen Denkschulen und Praktiken im Bildungswesen, in der Wirtschaft und im Alltagsverhalten.
Wer ernsthaft Orientierung und Auswege sucht, sollte zu diesem Buch greifen.
Die übersichtliche Gliederung und die Geschlossenheit der einzelnen Abschnitte ermöglichen nicht nur das rasche Auffinden, sondern auch das getrennte Lesen der wesentlichen Bereiche.
Empörung allein genügt nicht. Ihr muss konsequentes und konstruktives Handeln folgen. Das Wissen hierzu ist eine «Holschuld» – dieses Buch macht das «Holen» zumutbar.
Wohlmeyer schrieb in seinem Bestseller 2006 vor der Finanzkrise: «Es kommt die Zeit, wo jeder Vogel-Strauss seinen Kopf aus dem Sand ziehen muss, wenn ihn die Realität beim Kragen packt – und dies ist nun weltweit der Fall.»
Weil die politischen Entscheidungsträger den dringend empfohlenen Befreiungsschlag nicht wagen, hat er sich zu dieser Handlungsanleitung für einen gewaltfreien, aber mutigen und konstruktiven Aufstand der Bürger/innen entschlossen.
Er geht wieder nach dem bewährten Sachverständigenmuster SEHEN – URTEILEN – HANDELN vor; also nicht nur wahrnehmen und beklagen, sondern sachentsprechend anpacken.
Er benennt gerafft die gegenwärtigen monströsen gesellschaftlichen Entwicklungen, ihre Hintergründe und die dramatischen Folgen:
Wie werden wir geistig und materiell manipuliert und irregeführt – bis hin zur Gestaltung des Bildungssystems? Wie funktioniert die moderne Finanzsklaverei, der «Neofeudalismus»? Wie wurde der perfide Angriff auf den Euro organisiert? Sind Arbeitslosigkeit, prekäre Arbeitsverhältnisse und Zukunftsangst ein unvermeidliches Schicksal? Müssen wir uns zu Tode sparen?
Im Abschnitt III werden die konkreten Auswege aufgezeigt: am Gemeinwohl orientierte Reform des Finanzsystems und faire Regeln im Welthandel. Vor diesem Hintergrund Sanierung der notleidenden öffentlichen Haushalte. Genügend Mittel für Bildung, Kultur, öffentliche Dienste und die sozialen Netze sind erschliessbar. Arbeit für alle und Zukunftssicherheit sind möglich.
Die Vision «zukunftsfähiges Europa» – nicht als Weltmacht, sondern als ausstrahlendes Vorbild für eine glückhaft-friedliche Weltgestaltung – ist keine Utopie, wenn wir uns von der «tödlichen Verfangenheit im gegenwärtigen System» lösen, den Befreiungsschlag wagen und die Neugestaltung anpacken.
Der bekannte Karikaturist Markus Szyszkowitz bringt komplizierte Zusammenhänge bildlich auf den Punkt.
Heinrich Wohlmeyer, Gen. Dir. a. D., Hon. Prof., Dipl.-Ing. rer. nat., Dr. iur., Dipl. in Law, geboren 1936 in St. Pölten, studierte in Wien, London und den USA. Er war erfolgreich in Industrie- und Regionalentwicklung tätig und ist einer der wenigen Manager, die wegen ihres sozialen Engagements mit der Goldenen Arbeiterkammermedaille ausgezeichnet wurden. Er stand an der Wiege der Nachhaltigkeitskonzepte, entwarf das erste «Grüne Energieprogramm» für Österreich und thematisierte die Rückkehr von der Petrochemie zur kreislauforientierten Naturstoffchemie. Hierzu baute er die Österreichische Vereinigung für Agrar- und lebenswissenschaftliche Forschung und die Österreichische Gesellschaft für Biotechnologie auf. Er lehrte an der Technischen Universität Wien Kreislauforientierte Verfahrenssysteme und ist Honorarprofessor für Ressourcenökonomie und Umweltmanagement an der Universität für Bodenkultur in Wien.
Die beinahe widerspruchlos hingenommenen zerstörerischen internationalen Sachzwänge führten ihn zur Hinterfragung der Finanz- und Handelsordnung. Er initiierte die österreichische Ausgleichsabgabengesetzgebung, schrieb zahlreiche handelspolitische Artikel und verfasste insbesondere die Bücher The WTO, Agriculture and Sustainable Development, 2002, und Globales Schafe Scheren – Gegen die Politik des Niedergangs, 2006. In letzerem sagte er die Finanzkrise 2008 voraus und forderte eine vorsorgende Politik ein. Die bisherige «Beratungsresistenz» der Entscheidungsträger im Angesicht der monströsen Entwicklungen (insbesondere Eurokrise, Jugendarbeitslosigkeiten von 50%, unfinanzierbare Gemeinwesen und zunehmende Zerstörung der Lebensgrundlagen) veranlassten ihn, mit diesem «Aufstandsbuch» die zu beschreitenden Wege aus der Krise den Politikern und Bürgern ins «Überlebensstammbuch» zu schreiben.
Quelle: Verlagsmitteilung
Heinrich Wohlmeyer: Empörung in Europa – Wege aus der Krise. Wien 2012, ISBN 978-3-85052-320-2.
Ibera / European University Press
Quelle: Zeit-Fragen 1/2 v. 7. Jänner 2013
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