Menschenrechte und Deportation
(...) Mit der militärischen Einbindung der Ukraine in das
deutsch-europäische Bündnissystem und mit ihrer Nutzung für
deutsch-europäische Kriege geht die Öffnung des Landes für ökonomische
Interessen der deutschen bzw. westlichen Energiekonzerne einher. Bereits
im November 2012 hat der deutsche Energiekonzern RWE begonnen, Erdgas
in die Ukraine zu liefern. Politischer Hintergrund war damals die
Absicht, Kiews Abhängigkeit vom russischen Gas angesichts der klar
vorhersehbaren Moskauer Widerstände gegen die damals näherrückende
Unterzeichnung des EU-Assoziierungsabkommens zu verringern.
(...) Während sich für deutsch-europäische Militärs und
westliche Energiekonzerne attraktive Chancen in der prowestlich
gewendeten Ukraine abzeichnen, rücken für die breite ukrainische
Bevölkerung deutsch-europäische Verarmungsszenarien à la Griechenland
näher. In einem ersten Schritt, der Ökonomen zufolge "als Antizipation
von IWF-Forderungen" gelten kann, hat die Nationalbank der Ukraine jetzt
die Stützung der Landeswährung aufgegeben. Die folgende Abwertung sei
"durchaus dramatisch" gewesen und komme "größeren historischen
Währungskrisen in anderen emerging markets nahe", urteilt ein
Experte.[7] Klar sei, dass massive Haushaltskürzungen unmittelbar
bevorstünden. Tatsächlich hat der als Ministerpräsident amtierende
Arsenij Jazenjuk schon angekündigt, die Staatsausgaben um ungefähr 15
Prozent kürzen zu wollen.[8] Die ukrainische Wirtschaft werde dadurch
noch weiter in die Krise getrieben und allein dieses Jahr "zumindest um
drei bis sieben Prozent schrumpfen", heißt es in einer aktuellen
Analyse, die zugleich eine Inflation von zehn bis 14 Prozent voraussagt.
Die unmittelbar bevorstehenden Austeritätsprogramme brächten
"angesichts des extrem niedrigen Einkommensniveaus in der Ukraine
erhebliche Risiken" mit sich und könnten durchaus "die gerade erfolgte
politische Wende in der Ukraine torpedieren". Der Autor der Analyse hält
fest: "In diesem Kontext ist auf die Erfahrungen mit extremer
Austeritätspolitik in der Eurozone zu verweisen". Dort habe es "in
einigen Ländern wie Italien oder Griechenland Technokratenregierungen"
gebraucht, "deren demokratische Legitimität teils in Frage gestellt
wurde".[9] Diesbezüglich ist die Ukraine längst in der EU angekommen:
Auch ihre aktuelle Regierung ist nicht auf demokratischem Wege an die
Macht gelangt.
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