Die Zeitungen waren letztes Wochenende gefüllt
mit Artikeln und Kommentaren zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Das
Gedenken der Juli-Krise vor 100 Jahren, die mit den Schüssen von
Sarajewo ausgelöst und mit den gegenseitigen Kriegserklärungen der
europäischen Mächte geendet hatte, die in ein Schlachten führte, das bis
zu diesem Zeitpunkt alle Vorstellungskraft übertraf, sollte dem Ruf
«Nie wieder Krieg» dienen und nicht als Menetekel für einen neuen Krieg
in Europa. Wie alle Kriege wäre auch der Erste Weltkrieg zu verhindern
gewesen, wenn man weiterhin auf Diplomatie und Verhandlungen gesetzt und
nicht mit einem Ultimatum den Krieg nahezu unausweichlich gemacht
hätte.
Der gebürtige Österreicher Felix Somary, der massgeblich an einem Ausgleich zwischen dem Deutschen Reich, der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und dem Königreich Grossbritannien im Vorfeld des grossen Krieges gearbeitet hatte und dessen Vertragsentwurf kurz vor den Schüssen von Sarajewo zur Unterzeichnung vorlag, legt in seiner Autobiographie mit dem schlichten Titel «Erinnerungen aus meinem Leben» ein beredtes Zeugnis darüber ab, was ein einzelner Mensch in einer beinahe ausweglosen Situation bewirken kann. Dass sich die Kriegstreiber damals durchgesetzt hatten, sollte uns eine Warnung sein. Was folgte, war zum einen eine fürchterliche menschliche Katastrophe, zum andern hat das die Situation in Europa sowie im Nahen Osten bis nach Afrika grundlegend verändert, was bis heute zu spüren ist.
Wenn aktuell im Zusammenhang mit der Krise um die Ukraine die EU und im besonderen Deutschland Krieg nicht mehr als Ultima ratio ansehen, sondern der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck davon spricht, «den Einsatz militärischer Mittel nicht von vornherein zu verwerfen», und erneut eine aktivere militärische Rolle (!) Deutschlands in der Welt fordert, ist das zutiefst empörend und eine Unterminierung aller Friedensbemühungen in einer äusserst angespannten Situation. Dass der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, den deutschen Bundespräsidenten dabei sekundiert, indem er einem militärischen Einsatz in Krisenregionen zustimmt, «um», wie er sagt, «für einen Raum zu sorgen, in dem sich dann anderes entwickeln kann», ist übelste Kriegspropaganda und lässt Bilder von Geistlichen wach werden, die hüben wie drüben die Bomben segneten. Sollen wir das wieder erleben?
In dieser Situation gibt es nur eines, verhandeln, verhandeln, verhandeln, um gemeinsam nach einer friedlichen Lösung zu suchen. Jedem Kind, das in einen Streit verwickelt ist, erklärt man, dass Konflikte nie mit Gewalt gelöst werden können. Wenn es um Machtinteressen und Menschenleben geht, soll das alles nicht mehr gelten? Mit der Uno und der OSZE, deren Vorsitz die Schweiz dieses Jahr innehat, gibt es immer Möglichkeiten, Konflikte friedlich im Gespräch beizulegen. Didier Burkhalter, Schweizer Bundespräsident, präsidiert die OSZE und hat bereits mehrmals aufgefordert, den Dialog zu führen und dazu die Vermittlung der neutralen Schweiz angeboten. Er sieht es als Hauptaufgabe der OSZE an, die Ukraine bei einer friedlichen Beilegung der Krise zu unterstützen. «Wir werden sicherlich weiter an einer friedlichen Beilegung des Ukraine-Konflikts arbeiten.» Dass in solch einer Situation Ultimaten und Sanktionen von der EU und den USA angedroht und zum Teil bereits verhängt wurden und dass man bereits von militärischem Vorgehen spricht, ist schändlich. Wo bleibt hier ein ehrliches Mitfühlen und Gedenken der Millionen sinnloser Opfer der beiden fürchterlichen Kriege des 20. Jahrhunderts, die ihren Ursprung in genau dieser doppelzüngigen Interessenspolitik hatten?
Der gebürtige Österreicher Felix Somary, der massgeblich an einem Ausgleich zwischen dem Deutschen Reich, der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und dem Königreich Grossbritannien im Vorfeld des grossen Krieges gearbeitet hatte und dessen Vertragsentwurf kurz vor den Schüssen von Sarajewo zur Unterzeichnung vorlag, legt in seiner Autobiographie mit dem schlichten Titel «Erinnerungen aus meinem Leben» ein beredtes Zeugnis darüber ab, was ein einzelner Mensch in einer beinahe ausweglosen Situation bewirken kann. Dass sich die Kriegstreiber damals durchgesetzt hatten, sollte uns eine Warnung sein. Was folgte, war zum einen eine fürchterliche menschliche Katastrophe, zum andern hat das die Situation in Europa sowie im Nahen Osten bis nach Afrika grundlegend verändert, was bis heute zu spüren ist.
Wenn aktuell im Zusammenhang mit der Krise um die Ukraine die EU und im besonderen Deutschland Krieg nicht mehr als Ultima ratio ansehen, sondern der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck davon spricht, «den Einsatz militärischer Mittel nicht von vornherein zu verwerfen», und erneut eine aktivere militärische Rolle (!) Deutschlands in der Welt fordert, ist das zutiefst empörend und eine Unterminierung aller Friedensbemühungen in einer äusserst angespannten Situation. Dass der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, den deutschen Bundespräsidenten dabei sekundiert, indem er einem militärischen Einsatz in Krisenregionen zustimmt, «um», wie er sagt, «für einen Raum zu sorgen, in dem sich dann anderes entwickeln kann», ist übelste Kriegspropaganda und lässt Bilder von Geistlichen wach werden, die hüben wie drüben die Bomben segneten. Sollen wir das wieder erleben?
In dieser Situation gibt es nur eines, verhandeln, verhandeln, verhandeln, um gemeinsam nach einer friedlichen Lösung zu suchen. Jedem Kind, das in einen Streit verwickelt ist, erklärt man, dass Konflikte nie mit Gewalt gelöst werden können. Wenn es um Machtinteressen und Menschenleben geht, soll das alles nicht mehr gelten? Mit der Uno und der OSZE, deren Vorsitz die Schweiz dieses Jahr innehat, gibt es immer Möglichkeiten, Konflikte friedlich im Gespräch beizulegen. Didier Burkhalter, Schweizer Bundespräsident, präsidiert die OSZE und hat bereits mehrmals aufgefordert, den Dialog zu führen und dazu die Vermittlung der neutralen Schweiz angeboten. Er sieht es als Hauptaufgabe der OSZE an, die Ukraine bei einer friedlichen Beilegung der Krise zu unterstützen. «Wir werden sicherlich weiter an einer friedlichen Beilegung des Ukraine-Konflikts arbeiten.» Dass in solch einer Situation Ultimaten und Sanktionen von der EU und den USA angedroht und zum Teil bereits verhängt wurden und dass man bereits von militärischem Vorgehen spricht, ist schändlich. Wo bleibt hier ein ehrliches Mitfühlen und Gedenken der Millionen sinnloser Opfer der beiden fürchterlichen Kriege des 20. Jahrhunderts, die ihren Ursprung in genau dieser doppelzüngigen Interessenspolitik hatten?
Thomas Kaiser
(Zeit-Fragen Nr. 14)
(Zeit-Fragen Nr. 14)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen