Noch vor 10 Jahren griff die Vernebelungstaktik. Es hieß, die EU
wolle anachronistischer weise aus Europa eine Zitadelle machen für den
Kampf mit den USA und Japan auf Biegen und Brechen. Heute ergibt sich
durch die Öffnung der US-Archive eine völlig neue Sicht. Jetzt sieht das
Bild so aus: Die EU ist eine Kreation der USA. Die Vereinigten Staaten
haben massiven Druck ausgeübt, um Europa zur Integration zu zwingen. EU
plus Nato sind der verlängerte Arm der USA.
Die Drei – USA, Japan, EU - kämpfen nicht gegeneinander, sondern
gegen den "Rest der Welt", wie es im Brainwash-Jargon heißt. Allerdings,
wie wir durch den monströsen Skandal des Irak-Kriegs sehen, mit
steigender Zerfallstendenz, die letztlich auch Nato und EU sprengen
könnte. Ich würde allerdings darauf nicht wetten. Schon beginnt die
EU-Spitze die Arbeitsteilung der Bush-Regierung zu akzeptieren: USA und
GB bomben und kassieren - vor allem das Öl -, der "Rest der Welt" zahlt
den Wiederaufbau und damit den Großteil der Kriegskosten.
Der Irak-Krieg ist unmenschlich und in mehrfacher Hinsicht ein Rechtsbruch:
&Mac246; Nach der amerikanischen Verfassung darf ein Krieg nur
mit Zustimmung des Kongresses erklärt bzw. geführt werden. George W.
Bush hat den Kongress nicht einmal gefragt.
&Mac246; Der Krieg ist völkerrechtswidrig. Nach der UNO-Charta
gilt, dass Gewaltanwendung gegen einen Staat nur in zwei Fällen zulässig
ist: zur Selbstverteidigung oder mit einer Ermächtigung des
Sicherheitsrates. Das ist nicht der Fall. Dabei ist die UNO-Charta auch
ein amerikanisches Produkt. Die US-Nachrichtendienste haben schon vor
ihrer Annahme am 24. Oktober 1945 die geheimen Codes fast aller 50
Gründungsmitglieder geknackt und deren Kommunikation abgehört. Das
befähigte nach den Worten des New Yorker Historikers Stephen Schlesinger
die USA, "die UNO nach ihren Wünschen zu formen". Herr Bush betrachtet
sie demnach als sein Eigentum und bezeichnete die Ablehnung des
Irakkriegs durch die UNO als "irrelevant".
Christian Tomuschat, Rechtsprofessor in Berlin und Mitglied des
Völkerrechtswissenschaftlichen Beirats im Auswärtigen Amt, spricht vom
"Ende der bestehenden Weltordnung": "Dann gilt nur noch das Recht des
Stärkeren. In einer solchen Welt kann eigentlich niemand leben wollen."
John Le Carré, britischer Geheimdienstmann und Buchautor, hat es
knapp auf den Punkt gebracht: "Amerika ist in eine seiner Phasen
historischen Wahnsinns eingetreten."
Alles in allem: Es ist ein Krieg gegen das Recht und den Willen der
Weltgemeinschaft. Die USA stellt sich damit außerhalb der Rechts- und
Völkergemeinschaft.
US-Powerplay nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Idee von Europa als dritter Kraft zwischen den USA und der
Sowjetunion, aber im Schlepptau Amerikas, quasi als "Juniorpartner der
USA für das globale Kräftemessen" , stammt von General Eisenhower
(1890-1969). Der Republikaner Dwight David Eisenhower war 1945
Oberbefehlshaber der US-Truppen in Europa, 1950 bis 52
NATO-Oberkommandierender und 1953 bis 61 US-Präsident. Eisenhower und
seine Nachfolger haben diese Idee mit Hilfe einiger Freunde in Europa
durchgesetzt. Oder wie es Beate Neuss in ihrer Habilitationsschrift
"Geburtshelfer Europas" etwas verschämt ausdrückt: "Am Anfang des Weges
zu einer Europäischen Union standen die Vereinigten Staaten von
Amerika."
Was waren die Gründe für das Powerplay der USA in Europa?
Die USA waren die eigentlichen Gewinner des Weltkriegs. Die Europäer,
auch England und Frankreich, hatten sich gegenseitig zerfleischt. So
konnten sich die USA als "Ordnungsmacht" etablieren und ihre "neue
Weltordnung" durchsetzen. Eine eigenständige Rolle war für Kontinental-
Europa nicht vorgesehen. Washingtons Europapolitik ist bis heute
gleichgeblieben.
Warum waren die USA an der Etablierung eines europäischen
Zusammenschlusses nach 1945 so interessiert? Sie wollten vor allem drei
Ziele erreichen:
&Mac246; den Aufbau eines europäischen Blocks gegen die Sowjetunion
&Mac246; die Eingliederung des wieder aufstrebenden
Deutschlands in diesen Block mit dem Hintergedanken, dass es nie
wieder so dominant werden dürfe wie vor dem Krieg und
&Mac246; die Etablierung eines profitablen Absatzmarktes mit der Chance für Direktinvestitionen
Die Haupthebel zur Durchsetzung der Machtpolitik der USA gegenüber
Europa waren die Finanz-, die Energie- und die Sicherheitspolitik. Die
eingesetzten Mittel lassen sich unter Erpressung und Manipulation
einordnen:
&Mac246; Koppelung der Finanzhilfe an die Europäische Integration
&Mac246; Einsatz von Kristallisationspunkten für die europäische Integration
&Mac246; Massiver Lobbyismus
Die Erpressung der Europäer
Schauen wir zunächst Punkt 1 unter die Lupe: die Koppelung der
Finanzhilfe an die Europäische Integration. Dieses Spiel ist untrennbar
verbunden mit dem Namen ihres Dirigenten George Catlett Marshall
(1880-1959). Er war 1939 bis 45 Generalstabschef der US-Streitkräfte,
1947 bis 49 US-Außenminister und 1951/52 Verteidigungsminister. 1953
erhielt Marshall zusammen mit Albert Schweitzer den Friedensnobelpreis.
Er war hochrangiger Freimaurer wie Winston Churchill (1940-45 und
1951-55 britischer Premierminister) und Harry Truman (1945-53
US-Präsident).
Der nach Marshall genannte Plan verlangte ausdrücklich eine
europäische "enonomic federation", eine Wirtschaftsgemeinschaft, als
Basis für finanzielle US-Hilfe und er forderte den Ersatz des alten
europäischen Systems souveräner Staaten durch Vereinigte Staaten von
Europa nach US-Muster.
Marshalls Instrument sind die ERP-Mittel (ERP = European Recovery
Program = Europäisches Wiederaufbau-Programm). In den Jahren 1948–51
waren ERP-Mittel von 20 Milliarden Dollar vorgesehen. Eine ernorme
Summe. Sie wurde in jährlichen Raten ausgezahlt und Verweigerung der
nächsten Rate angedroht, wenn die Europäer nicht spuren wollten.
Die zweite Achse des amerikanischen Drucks in Richtung einer
europäischen Integration war die Schaffung von Kristallisationspunkten:
&Mac246; EGKS (Montanunion)
&Mac246; NATO-Mitgliedschaft
&Mac246; Euratom.
EGKS steht für Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Sie
wurde am 18. April 1951 gegründet. Dirigent war wieder George Catlett
Marshall. Sein Ziel: ein Vereintes Europa als Vasall der USA.
Bundeskanzler Konrad Adenauer spielte mit, aber ein kategorisches
Nein von SPD-Chef Kurt Schuhmacher drohte die Montanunion zu kippen.
Darauf reagierten die USA mit Erpressung: Ohne Unterschrift unter den
EGKS-Vertrag gebe es kein Ende des Besatzungsregimes und der
außenpolitischen Beschränkungen der Bundesrepublik. So wurde Schuhmacher
gefügig gemacht.
Wie wichtig den Amerikanern die Montanunion - die erste Stufe zur EU -
war, zeigt sich u.a. daran, dass die US-Regierung dem deutschen
Außenamt großzügige Finanzhilfen für eine Kampagne gewährten, um die
öffentliche Meinung in Deutschland für die Montanunion positiv zu
beeinflussen. Die Gehirnwäsche in Sachen EU hat also eine lange
Tradition.
Der zweite Kristallisationspunkt war die Nato. (Nato = North Atlantic
Treaty Organization = Nordatlantikpakt; gegründet am 4. April 1949 von
Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Kanada,
Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Portugal und USA) Der Weg zu den
"Vereinigten Staaten von Europa" führte und führt für die USA über
Deutschland. Nicht nur die Auszahlung von ERP-Mitteln, auch die
Wiederbewaffnung Deutschlands und die weitgehende Wiederherstellung
seiner Souveränität wurden an den Nato-Eintritt gebunden.
Der erzwungene Beitritt Deutschlands zur Nato erfolgt 1955. Über die
gemeinsame Verteidigungspolitik war und ist Europa an der langen Leine
Washingtons.
EU plus Nato sind der verlängerte Arm der USA. Diese Politik reicht
bis zu den Kriegen im Irak, am Balkan und in Afghanistan. Der
Nato-Beitritt der osteuropäischen Länder ist die Eintrittskarte für
ihren EU-Beitritt. Deshalb ist der Druck für die Osterweiterung der EU
enorm: Die Vereinigten Staaten schaffen sich damit noch bessere
Verbündete als in Westeuropa. Gleichzeitig reift damit ein respektabler
Spaltpilz für EU und Nato heran.
Der dritte Kristallisationspunkt waren Euratom plus EWG. (Euratom
steht für Europäische Atomgemeinschaft, EWG für Europäische
Wirtschaftsgemeinschaft.) Euratom wurde zum Zweck der Bildung und
Entwicklung von Atomindustrien, zur Versorgung der Mitglieder mit
spaltbarem Material am 25. März 1957 gegründet - mit Sitz in Brüssel.
Dort befindet sich auch das Mahnmal für die damals wie heute
lebensgefährliche Technologie: das Atomium, errichtet 1958, über 100 m
hoch.
Der Euratom-Vertrag trat zusammen mit der EWG, dem Gemeinsamen Markt, am 1. Januar 1958 in Kraft.
Einer der Helfershelfer der USA bei der erzwungenen europäischen
Integration und ihrer Verkettung mit der Atomenergie war Franz Joseph
Strauß, bekannt für seine Amigo-Politik. Zunächst Minister für
Atomenergie spielt Strauß nicht nur eine entscheidende Rolle bei der
Umsetzung von Euratom. Mit Konrad Adenauer stellt er ein Junktim, eine
zwingende Verbindung, mit dem Gemeinsamen Markt in Europa her –
natürlich mit Unterstützung der USA.
EWG + Landwirtschaft
Der Gemeinsame Markt schloss bereits die Landwirtschaft mit ein. Die
europäischen Bauern wurden und werden damit für geopolitische Interessen
der USA geopfert. Schon damals war klar, dass die stark sinkenden
Preise Millionen Bauern von ihren Höfen vertreiben und dass die USA die
Ausgleichszahlungen mit Hilfe des GATT torpedieren würden. (GATT =
General Agreement on Tariffs and Trade = Allgemeines Zoll- und
Handelsabkommen, 1947 in Genf beschlossen)
Schon die 1971 beschlossene "Neuordnung der Landwirtschaft in der
Gemeinschaft" – nach dem damaligen Vizepräsidenten der EWG Sicco
Mansholt Mansholt-Plan genannt – plante den Untergang: Man wollte
"angemessene Preise" für landwirtschaftliche Produkte. Mansholt wusste,
was das hieß.
Dass das europäische Bauernsterben geplant war, bestätigt eine
Aussage von Sicco Mansholt. Er sagte: "Ich verteidige einen Preis, der
einem effizient arbeitenden Familienbetrieb von etwa achtzig bis hundert
Hektar ein Auskommen ermöglicht. Mehr als vier Fünftel aller Betriebe
in der EG erfüllen diese Voraussetzung nicht."
Schon damals war klar: Nur die Großen sollen überleben, die Kleinen
verschwinden. Wohin? In den riesigen Markt der Arbeitslosigkeit. Der
spanische Ministerpräsident José María Aznar begnügt sich nicht nur mit
der Rolle als Kriegtreiber im Irak, er ist auch noch stolz auf seine
Rolle als Arbeitsplatzvernichter. In einem Interview mit der "Zeit"
antwortete er auf die Frage "Spanien profitiert auch von den
Agrarsubventionen. Die müssen doch abgeschafft werden, oder?": "In
Spanien haben wir auf diesem Sektor schon viel getan. Seit dem Eintritt
in die EU 1986 hat eine Million Menschen ihren Job in der Landwirtschaft
verloren." Man fasst es nicht.
Wie reimt sich das? Die Spanische Regierung unterstützt die USA beim
Irak-Krieg, kritisiert das friedliebende Deutschland und ist mit fast 7
Milliarden Euro der größte Netto-Empfänger in der EU. Diese
Ungereimtheit ist nur verstehbar, wenn man weiß, dass die EU eine
Kreation im Interesse der USA ist.
Das Gleiche gilt für die Regierungen in Bulgarien, der Slowakei,
Polen (polnische Spezialtruppen operieren im Irak), Ungarn (in der
südungarischen Luftwaffenbasis Taszar schulen die Amerikaner
Exil-Iraker) und der Tschechien und Slowenien – trotz Antikriegsstimmung
der überwältigenden Mehrheit in der Bevölkerung. Ihre Eintrittskarte in
die EU und damit zu den Geldtöpfen ist die NATO-Mitgliedschaft.
Die Osterweiterung wird ohne in Demokratien selbstverständliche
Volksabstimmungen einfach durchgezogen, obwohl die Zustimmung in der EU
von Jahr zu Jahr sinkt und eine Mehrheit von bis zu zwei Drittel
(Frankreich, Österreich) gegen die Osterweiterung ist.
Selbstverständlich wird dieser Politik auch unsere Landwirtschaft und
Lebensmittelversorung geopfert – und die in den Ostgebieten. Die
Ostbauern erhalten nur ein Viertel jener Zuschüsse, den ihre
westeuropäischen Kollegen erhalten. Und die nationalen Förderungen
dürfen nur 25 bis 30% der EU-Subventionen ausmachen.
Wieder werden Millionen Kleinbauern unter die Räder kommen. Wieder
schließt sich der Kreis zu den Vereinigten Staaten. Die Basis der
EU-Politik sind industrialisierte Landwirtschaft und offene Märkte mit
ihrem wahnsinnigen Konkurrenzdruck. Ökologische Qualität spielt kaum
eine Rolle. Auf diesem Sektor sind die USA mit ihren riesigen Einheiten
und ihrer fastfood-Philosophie unschlagbar.
Der amerikanische Agent Jean Monnet
Vergegenwärtigen wir uns nochmals die historische Situation nach dem
Ende des Zweiten Weltkrieges. Am 12. April 1945 stirbt US-Präsident
Franklich D. Roosevelt und der Demokrat Harry Spencer Truman wird
Präsident (bis 1953). Die Sowjetunion kassiert Osteuropa und der Kalte
Krieg beginnt.
John Foster Dulles, damals noch außenpolitischer Berater der
Republikaner und US-Delegierter bei den UN, 1953 bis 59 Außenminister
unter Eisenhower, sagt schon 1947 in einer Rede: "Europe must federate
or perish" – Europa muss sich verbünden oder verschwinden.
Das ist der Ball, den wie kein zweiter Jean Monnet aufnimmt. Der
gebürtige Franzose lebt während des 2. Weltkriegs die meiste Zeit in den
USA. Er ist dort Mitglied des britisch-amerikanischen Verbindungsbüros
und unterhält enge Beziehungen zu US-Präsident Roosevelt, den er zur
Aufgabe der amerikanischen Neutralität drängt.
Jean Monnet ist vor allem Geschäftsmann und Bankier und arbeitet
politisch hinter den Kulissen. Christophe Réveillard, Historiker an der
Sorbonne, sagt ihm einen geradezu "leidenschaftlichen Hang zum Geheimen"
nach. Monnets Ziel ist eine zentralistische Weltordnung und die
Schaffung immer größerer Einheiten. Zu Recht wird er als "amerikanischer
Agent" und als "Vater der Europäischen Gemeinschaft" bezeichnet.
Jean Monnet (1888-1979) war auch ein enger Freund von J. F. Dulles.
1919 bis 23 ist er stellvertretender Generalsekretär des Völkerbundes,
1946 bis 50 Leiter des Amtes für wirtschaftliche Planung. Monnet war
auch enger Berater von Außenminister Robert Schuman, der schon in der
40er Jahren die europäische Einigung im Visier hat. Und er ist
maßgeblich beteiligt am Schuman-Plan, der zur Errichtung der Hohen
Behörde Montanunion führt.1952 wird er ihr Vorsitzender. (Der britische
Staatssekretär im Kriegsministerium, Strachey, hat den Schuman-Plan
übrigens ein "plot" genannt, eine Verschwörung, und zwar des
europäischen Großkapitals.) 1955 gründet Monnet das "Aktionskomitee für
die Vereinigten Staaten von Europa".
Zu den Schlüsselfiguren der US-Administration, die Monnet für die
Etablierung der EU einspannt, zählen neben John Foster Dulles auch John
McCloy, bis 1948 Präsident der Weltbank, dann US-Hochkommissar in Bonn
und Harvard-Professor. (Später wurde McCloy "special consultant" der
Trilateralen Kommission - siehe unten) Die Deutschen und sicher auch
die Briten ahnten nicht, wie eng hinter den Kulissen konspiriert wurde.
Vor allem McCloy agierte geradezu als Interessenvertreter Monnets – und
umgekehrt.
Souveränitätsverlust
Souveränität ist, kurz gesagt, die Unabhängigkeit vom Einfluss
anderer Staaten. Monnets spielte den mit der Integration untrennbar
verbundenen Souveränitätsverlust herunter. Slogan: Souveränität ist ein
Begriff aus längst versunkener Vergangenheit, eine überholte barocke
Arabeske der Politik. Das Ziel war schon damals klar: Nur die
Vereinigten Staaten haben Anspruch auf Souveränität. Folge in der
Gegenwart: Die USA boykottieren den Internationalen Strafgerichtshof,
führen ohne UN-Mandat Angriffs-Krieg im Irak, scheren sich nicht um
internationale Vereinbarungen (Kyoto-Protokoll).
Die Rechnung ist voll aufgegangen: Heute werden in der EU 80% der
Gesetze in Brüssel beschlossen. Man könnte die nationalen Parlamente
zusperren und keiner würde es merken. (Beweis: Als der österreichische
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel monatelange über eine neue Regierung
verhandelte, die dann wieder die alte wurde, wurden Regierung und
Parlament als höchst überflüssig vorgeführt.) England und Frankreich
haben sich ihren Souveränitätsverzicht teuer abkaufen lassen. England
verweigerte den Euro und zahlt nicht einmal ein Drittel von Deutschland
in den Brüsseler Budgettopf ("Britenrabatt"), Frankreich weniger als die
Hälfte von Deutschland.
Hinter den Kulissen
Um diese schier unglaublichen Vorgänge der mit dem Nato-Beitritt
gekoppelten Osterweiterung der EU über die Bühne zu bringen, wurden
schon früh Gremien gegründet, die hinter den Kulissen arbeiten und sich
jeder demokratischer Kontrollen entziehen. Zu ihnen gehören die
Trilaterale Kommission und die "Bilderberger".
Die Trilaterale Kommission wurde 1973 von David Rockefeller gegründet
und ist ein "Beratungsgremium auf hoher Ebene für globale
Zusammenarbeit". David Rockefeller, aus der "Dynastie" der Erdölmagnaten
und Industriellen stammend, ist Eigentümer der Chase Manhattan Bank und
durch sie einer der Hauptaktionäre der Federal Reserve Bank.
Die konspirative Vereinigung zählt 100 Mitglieder aus den USA, Japan
und der EU. Prominente Trilateralisten waren die amerikanischen
Präsidenten Carter, George Bush (der Vater des heute amtierenden
Präsidenten) und Clinton. Aber auch Otto Graf Lambsdorff führte schon
mal den Vorsitz. Nach dem irischen Nobelpreisträger Sean MacBride dient
die Trilaterale Kommission vor allem den Interessen der großen
US-Banken. Ihr Einfluss auf die Politik ist enorm.
Die "Bilderberger" tragen ihren Namen nach dem ersten Treffen im
holländischen Hotel de Bilderberg Mai 1954, das unter dem Schutz von
Prinz Bernhard der Niederlande stand. Sie organisieren alljährlich
zumindest eine Tagung und sind ein unter strengstem Ausschluss der
Öffentlichkeit operierender Lenkungsausschuss von USA und EU, ein Kreis,
in dem sich vor allem Großbankiers, Industrielle, Spitzen-Manager,
ausgewählte Journalisten, Militärs, Geheimdienstleute und führende
Politiker treffen. Fixteilnehmer ist stets auch der jeweilige
Nato-Befehlshaber.
Bekannte deutsche Bilderberger waren bzw. sind: Rainer Barzel, Ludwig
Erhard, Walter Leisler-Kiep, Gerhard Stoltenberg, Franz-Josef Strauß,
Egon Bahr, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Axel Springer. Aber auch
Giovanni Agnelli (Fiat), Marcus Wallenberg, der skandinavische
Multimilliardär, Prinz Philip, Prinz Charles (im Protokoll immer ohne
Namensnennung) Edmond de Rothschild, Henry Ford II, Henry Kissinger oder
George Bush (Vater) sind Mitglieder des konspirativen Kreises.
Und auch das kleine Österreich darf nicht fehlen. Ex-Staatssekretär
Peter Jankowitsch war der Hauptverbindungsmann und werkte "in jenem
Gremium, das die järhliche Einladungsliste zusammenstellt". Georg
Zimmer-Lehmann, früherer CA-Direktor, nahm dieses Aufgabe vor
Jankowitsch wahr. Auch Ex- Bundeskanzler Franz Vranitzky und
ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch waren ab und an mit von der Partie.
Die "Bilderberger" vertreten die Interessen des Kapitals unter
amerikanischer Führung. Natürlich ist David Rockefeller immer als
Ehrengast willkommen. Der britische Autor Mike Peters vertritt sogar die
Auffassung, dass die Europäische Union von den "Bilderbergern"
konzipiert wurde. Wenn nicht konzipiert, dann sicher gefördert – vor
allem in den Jahren 1954 bis 57 – also von der Gründung der
"Bilderberger" 1954 bis zur Etablierung von EWG plus Euratom drei Jahre
später.
Alles in allem
Die EU ist eine Kreation der USA. Grundidee ist die Schwächung der
europäischen Staaten durch Souveränitätsverlust, der Aufbau eines
Vorfeldes gegen Osten. Das hat sich schon in den ersten Jahren nach dem
Ende des Zweiten Weltkriegs gezeigt. Die Vereinigten Staaten übten
massiven Druck aus, um die europäische Integration durchzusetzen.
Staatschefs wurden über den Tisch gezogen, die Öffentlichkeit
manipuliert.
Die USA sollten schließlich als einziges souveränes Land
übrigbleiben, das die Welt beherrscht. Das ist weitgehend gelungen, wie
wir heute sehen. Aber der Prozess ist nicht unumkehrbar. Auch wenn es
lange dauert. Wir sollten uns die verloren gegangene Souveränität durch
zähe und friedfertige Arbeit wieder zurückholen!
Wolfgang Hingst
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen