Die Ukraine wird genauso wie Russland in den 90er-Jahren unter die Räder kommen. Wer profitiert?
"Nun muss gesagt werden, dass der weitaus größte Teil der
Auslandsinvestitionen immer noch den reichsten Nationen der Welt zugutekommt. Von den 865
Milliarden Dollar Auslandsinvestitionen des Jahres 1999 sind beispielsweise 636 Milliarden
Dollar (76 %) in die Industrieländer gegangen".
(...) Obwohl
Weltbank und IWF bestätigen, dass die Privatisierung großes Leid über die armen
Gesellschaften der Dritten Welt gebracht hat, beharren sie immer noch auf diesem Modell.
(John Pilger)
Zahlungsunfähig: Ukraine verwendet EU-Steuergelder für den Schuldendienst
Die Regierung in Kiew hat dem IWF mitgeteilt, die vom IWF ausbezahlten Kredite für die Rückzahlung von Staatsschulden nutzen zu wollen.
Das Geld der zweiten Tranche, etwa 1,4 Milliarden US-Dollar, soll in
das öffentliche Defizit und an die Nationalbank fließen. „Wir brauchen
dieses Geld, um Schulden zurückzuzahlen“, so der Finanzminister. Das
Land steht kurz vor dem Staatsbankrott.
Ende April dieses Jahres hat der IWF ein Rettungspaket bewilligt,
wonach 17 Milliarden Euro für zwei Jahre für die Ukraine freigegeben
wurden. Die zweite Tranche soll Ende August ausgezahlt werden.
Die Gelder vom IWF sind internationale Steuergelder.
Der IWF verteilt das Geld international, um geopolitische Ziele zu
verfolgen. Die USA haben im IWF faktisch ein Veto-Recht. Die EU hat sich
der IWF-Strategie angeschlossen und pumpt ebenfalls Milliarden in die
Ukraine (wie
der IWF und die EU ihre Schuldenpolitik zu Lasten der Bürger betreiben,
hat Michael Maier in seinem Buch ausführlich beschrieben – hier).
Die USA hat zur Abwendung eines Staatsbankrotts eine Milliarde US-Dollar zugesagt. Die EU gab eine Milliarde Euro frei und stellte weitere 10 Milliarden in Aussicht (insgesamt also 11 Milliarden Euro), verteilt auf mehrere Jahre. Das Geld soll aus dem Gemeinschaftshaushalt und von EU-Finanzorganisationen kommen. Die wichtigsten Bestandteile des Hilfsangebots sind drei Milliarden Euro aus dem EU-Budget.
Davon seien 1,4 Milliarden Euro Zuschüsse und 1,6 Milliarden Kredite.
Hinzukommen sollen von der Europäischen Investitionsbank im Zeitraum
zwischen 2014 und 2015 rund 3 Milliarden Euro Kredite. Außerdem
kalkuliert die Kommission mit Hilfen der Europäischen Bank für
Wiederaufbau und Entwicklung in Höhe von fünf Milliarden Euro.
„Wir fragten nach einer Änderung der Ressourcenverteilung. Wir
dachten, dass die Mittel, wie in den vergangenen Jahren der
Zusammenarbeit mit dem IWF, an die National Bank of Ukraine (NBU) gehen.
Wir mussten darum bitten, dass von den 1,4 Milliarden US-Dollar aus der
zweiten Tranche, rund eine Milliarde an den Staatshaushalt und 400 Millionen an die Zentralbank gehen. Wir brauchen dieses Geld, um Schulden zurückzuzahlen“, zitiert die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform den Finanzminister Oleksandr Shlapak.
Der ukrainische Wirtschaftsminister Pawlo Scheremeta hat am Mittwochabend seinen Rücktritt eingereicht.
„Ich habe fast sechs Monate lang gegen das gestrige System und die
Menschen von gestern anzukämpfen versucht“, erklärt er am Donnerstag.
„Am Mittwoch wurden gleich mehrere rote Linien überschritten,
die ich in keinem Leitungssystem sehen kann. Deshalb habe ich
beschlossen, mich auf die Arbeit mit den Menschen und dem System von
morgen zu konzentrieren“, zitiert ihn Ria Novosti.
Der Wirtschaftswissenschaftler hatte nach dem Sturz des Präsidenten
Viktor Janukowitsch sein Amt mit der Ankündigung angetreten, Reformen
durchzusetzen und die Korruption zu bekämpfen, die das Land an den Rand
des Ruins getrieben hat – diese gelten als Bedingung des IWF für eine
weitere Auszahlung.
Premier Arseni Jazenjuk räumte ein, dass es der Ukraine schwerer
falle, die vom IWF geforderten Reformen umzusetzen. Der IWF hat für die
Ukraine ein Hilfspaket von 17 Milliarden Dollar geplant, aber an
Auflagen geknüpft. Dazu gehört etwa die Senkung des Staatsdefizits.
„Ich bin unzufrieden mit dem Tempo und Umfang der Reformen“, so
Jazenjuk. „Aber die Schritte, die wir eingeleitet haben, werden
hoffentlich die Wirtschaft stabilisieren, wenn der Frieden zurückkehrt.“
Allerdings macht „Jaz“, wie ihn seine amerikanischen Freunde nennen,
die Rebellen im Osten dafür verantwortlich, dass sich die Wirtschaft in
einem verheerenden Zustand befindet. Sie zerstörten mutwillig die
Infrastruktur wie Minen, Kraftwerke und Schienen, um der Ukraine zu
schaden, zitiert das WSJ den Übergangspremier.
Ende des Monats entscheidet der IWF über die Zahlung der zweiten
Kredittranche von 1,4 Milliarden Dollar. Weil die USA in der Ukraine
politische Ambitionen verfolgt, ist zu erwarten, dass das Geld fließen
wird.
Am Donnerstag bezifferte Russland die ukrainischen Schulden im seit Monaten andauernden Gasstreit auf 5,3 Milliarden Dollar.
Gazprom forderte Kiew erneut auf, ihre Zahlungsverpflichtungen zu
erfüllen und so einen reibungslosen Gastransfer nach Westeuropa zu
gewährleisten.
Die Ukraine steht allerdings kurz vor einem Staatsbankrott.
Im Frühjahr war die Wirtschaft um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
geschrumpft. Da die Industrieproduktion im Juli um zwölf Prozent
einbrach, sind die Konjunkturaussichten auch für das dritte Quartal
wenig rosig. Der IWF macht die Vergabe der Kredite von Reformen abhängig.
Das Land benötigt finanzielle Unterstützung in Höhe von bis zu 35
Milliarden Dollar (25,5 Milliarden Euro). Dies sei der Bedarf für das
laufende und das kommende Jahr, erklärte der damalige kommissarische
Finanzminister Juri Kolobow im Februar.
Die Führung in Kiew verwendete einen großen Teil der ersten Tranche des IWF-Kredits im Umfang von 3,2 Milliarden Dollar, um Gold zu kaufen. Auf diese Weise sollte die finanzielle Situation des Krisenstaates stabilisiert werden (mehr dazu hier).
Im Falle einer Umschuldung, die viele Beobachter für unumgänglich halten, ist das Land auf die Mitwirkung Russlands angewiesen.
Russland ist einer der größten Gläubiger des Landes. Ohne die
Zustimmung des russischen Präsidenten Putin bei den Verhandlungen zur
Umschuldung lässt sich ein Staatsbankrott nicht vermeiden (mehr dazu hier).
(Quelle: Deutsche Wirtschaftsnachrichten)
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